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Der Winter – ein Drama: Tau schau wen

Winter zwischen Verkehrschaos und Schneezauber. Waren die Probleme vorhersehbar oder wird maßlos übertrieben? Ein Zwiegespräch.

ICH: Das ist doch Wahnsinn! Es schneit und friert ein bisschen, und schon bricht bei uns der Verkehr zusammen: Züge, Flüge, Autobahnen. War alles vorhersehbar … 

ÜBERICH: Blödsinn, alles Hysterie. Wir haben Winter. Hast du etwa deine Weihnachtsgans verpasst? Bist du nicht heute morgen wieder halbwegs pünktlich ins Büro gekommen?

ICH: Nur mit Rutschen und Wüten. Fahr du doch mal Bahn, von Frankfurt/Main nach Berlin acht Stunden!

ÜBERICH: Das sind Ausreißer, das gehört zum Winterbetrieb. Aber selbst wegen ein paar tausend Verspätungen geht die Welt nicht unter. Berlin überlebt die S-Bahn und Deutschland den ICE.

ICH: Bei der Deutschen Bahn ist es jeden Winter so, und keiner macht was. Wir bräuchten jetzt ein Bahn-Investitionsprogramm. Menschen statt Automatisierung, Weichenwärter statt eingefrorener Elektronik, Rationalität statt Rationalisierung!

ÜBERICH: Rational kostet dein Ticket von Frankfurt dann 400 Euro. Und was machst du gegen Blitzeis und eingefrorene Oberleitungen?

ICH: Dieselloks für jeden ICE.

ÜBERICH: Dann fährst du wieder acht Stunden, ohne Verspätung. Deinen Winterfahrplan und die schönen neuen Klagen möchte ich sehen!

ICH: Der wahre Winter beginnt im Kopf. Warum geht schon im Dezember das Streusalz aus, warum gilt nicht Tempo 60km/h für LKW, warum …?

ÜBERICH: Warum willst du keine beheizten Autobahnen?

ICH: Zumindest für Flugpisten keine schlechte Idee. Denk an die Rasenheizungen in den Fußballstadien.

ÜBERICH: Vor deiner Klima- und Ökobilanz könnt’s einer Sau grausen.

ICH: Okay, du bist gegen jeden normalen Verkehr.

ÜBERICH: Nicht gegen jeden.

ICH: Gegen jeden Fernverkehr. Und was schlägst du vor? Alles bleibt, wie es ist, und wir haben alle Winter wieder dieselben Debatten?

ÜBERICH: Schalt einfach mal ab. Kopfschützer, Ohrschützer, auch gegen vermeintliche Patentrezepte. Wart’ aufs Tauwetter. Der nächste Frühling …

ICH: Weißt du, ich erinnre mich gerade an einen Krimi. Der Mörder ersticht sein Opfer mit einem Eiszapfen, und die Tatwaffe ist irgendwann in der Sonne geschmolzen.

(Plötzlich sind beide sehr still, fast friedlich.)Peter von Becker

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