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Meinung: Der Wolf und die Geißlein

Zum Interview mit Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, vom 6. Mai Ein Schmunzeln musste man sich schon verkneifen: Der Wolf wird gefragt, warum es immer weniger Geißlein gibt und hat auch Vorschläge zur Abhilfe!

Zum Interview mit Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, vom 6. Mai

Ein Schmunzeln musste man sich schon verkneifen: Der Wolf wird gefragt, warum es immer weniger Geißlein gibt und hat auch Vorschläge zur Abhilfe! Köhler ist der Urheber der Gebührenordnung, die die systematische Benachteiligung der Hausärzte zementiert, und tut so, als sei es eine Naturnotwendigkeit, dass der Landarzt „jede zweite Nacht raus muss“, und nicht die Bedarfsplanungsrichtlinien unter Ägide der Kassenärztlichen Vereinigung. Wenn die Hausärzte erst weggespart sind, kommt Dr. Köhler und errichtet einen Gesundheitskonzern KBV, der dann die Ärzte anstellt. Er wird dann schnell drauf kommen, dass die 45 Euro nicht ausreichen, die der Hausarzt für seinen Patienten im Quartal bekommt. Der Gesundheitskonzern wird dann schon eine ordentliche Pauschale aushandeln. Er wird dann vielleicht auch das Haftungsrisiko für die Arzneimittel der Patienten zurückweisen, weil sonst das finanzielle Risiko für seine ländlichen Zweigstellen so abschreckend ist, dass er einfach keine Zweigstelle einrichtet. Bezüglich der ärztlichen Arbeitsbedingungen wird er argumentieren, dass er für seine Ärzte mit den Arbeitsbedingungen in England und Skandinavien konkurrieren muss und deshalb keine Stellen mit „jede zweite Nacht raus“, sondern pro Arzt nur eine bewältigbare Patientenzahl und einen funktionierenden Notdienst bieten muss. Dann werden die fertigen Ärzte schon wieder aus ihren Zweitjobs als Betriebswirt, Berater, Bühnendarsteller u. ä. in die Medizin zurückkehren. Mit der Abiturnote und der Universität hat das alles nicht das Geringste zu tun.

Dr. Jan Weber, Berlin-Lichterfelde

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