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Meinung: Der Zuschauer als Richter Von Hans Monath

Gehen wir heute ins Kino oder schauen wir uns Joschka Fischers Auftritt vor dem VisaUntersuchungsausschuss im TV an? Was wie ein schlechter Scherz klingt, scheint sich für die bisher so meinungsfreudigen Angreifer in der Visa-Affäre zu einem kleineren Albtraum zu entwickeln.

Gehen wir heute ins Kino oder schauen wir uns Joschka Fischers Auftritt vor dem VisaUntersuchungsausschuss im TV an? Was wie ein schlechter Scherz klingt, scheint sich für die bisher so meinungsfreudigen Angreifer in der Visa-Affäre zu einem kleineren Albtraum zu entwickeln. Wochenlang ruft die Union lauthals nach Aufklärung und Transparenz. Aber in dem Moment, da die Sozialdemokraten der Öffentlichkeit die Teilnahme an der wichtigsten Sitzung des Ausschusses ermöglichen und bei der Vernehmung des Außenministers TV-Kameras zulassen wollen, ist die Union nicht fähig, Ja oder Nein zusagen.

Lehnt sie ab, wird ihr radikaler Aufklärungsgestus unglaubwürdig. Geht sie darauf ein, läuft sie Gefahr, dass der Medienprofi Fischer am Ende des Tages als Sieger aus der Sitzung hervorgeht, in der ihn die Opposition doch demontieren will. Schließlich gibt es auch ganz oben in der Fraktions- und Parteispitze der Union Zweifel, ob der eigene Obmann Eckart von Klaeden in der entscheidenden Schlacht dem „Political Animal“ Fischer gewachsen sein wird. Also taktiert die Union.

Und erfreut die Koalition, die plötzlich das Motto „Wir können auch anders“ entdeckt hat und die Chance sieht, Hysterie aus der Debatte über die Visa-Politik zu nehmen. Die Folgen von Fischers anfänglicher Verweigerung macht das nicht ungeschehen. Doch ist das Spiel nun wieder weit offener. Seinen Gegner sollte man in der Politik eben nie unterschätzen. Diesen Fehler wenigstens hat der Außenminister in der Visa-Affäre schon hinter sich.

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