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Deutsche Bank: Geschäft mit Beigeschmack

Die Deutsche Bank verdient in der Krise Milliarden – weil Banken immer verdienen und weil sie noch immer zu wenig reguliert sind.

Josef Ackermann hat es raus: Die Bekanntgabe eines Milliarden-Quartalsgewinns garnierte der Chef der Deutschen Bank mit fein dosierten Warnungen vor möglichen Risiken in der Zukunft. Moderate Töne, kühler Pragmatismus: Deutschlands Spitzenbanker hat gelernt, wie man den medialen Alarmismus beim Thema Deutsche Bank in Grenzen hält.

Das war schon einmal anders. Der Mannesmann-Prozess, das 25-Prozent-Renditeziel, die arrogante Ablehnung staatlicher Hilfe – Ackermanns Öffentlichkeitsarbeit fiel häufig so ungeschickt aus, dass der freundliche Banker wie ein Buhmann dastand. Die Verkündung des satten Gewinns mitten in der schlimmsten Finanz- und Wirtschaftskrise hätte auch zum Skandal getaugt. 1,1 Milliarden Euro Überschuss in drei Krisenmonaten, fast 70 Prozent mehr als im Vorjahr – wie passt das in die Zeit? Reiht sich die Bank ein in die Riege der US-Großbanken, die so üppig verdienen, als habe es das Erdbeben nicht gegeben? Ackermann versteht es, eine unangenehme Botschaft zwischen den Zahlen zu verstecken. Sie lautet: Die Banken verdienen immer. Früher haben sie mit strukturierten Finanzprodukten verdient, an denen das System fast zugrunde gegangen wäre. Heute verdienen sie – so paradox es klingt – am Krisenmanagement.

Das geht so: Weil der Staat Abermilliarden für die Rettung der Banken ausgibt, muss er privates Kapital mithilfe von Staatsanleihen aufnehmen. Bei der Platzierung am Markt helfen ihm Banken. Nummer eins im europäischen Anleihegeschäft ist – die Deutsche Bank. Sie profitiert außerdem davon, dass viele Unternehmen Anleihen auflegen, um sich frisches Kapital zu beschaffen. Ein Grund: Sie bekommen schwerer einen Kredit bei ihren Banken, die wegen der Finanzkrise knauserig geworden sind. Und weil etliche Banken der Krise zum Opfer gefallen sind, haben die verbliebenen weniger Konkurrenz. Drittens hat die Deutsche Bank gut verdient, weil sie wieder mutiger spekuliert hat, mit Aktien, anderen Wertpapieren und Rohstoffen. Eigenhandel nennen Banker das. In den Genuss staatlicher Hilfe ist die Deutsche Bank ebenfalls gekommen, mittelbar. Denn das billige Geld, dass die Zentralbanken auf den Markt geworfen haben, konnte auch sie margenträchtig weiterverwenden.

Alles unmoralisch? Die Bank tut, was eine Bank tun muss (und was Kunden und Mitarbeiter erwarten): Sie rüstet sich gegen Risiken. Und die scheinen beträchtlich zu sein. Die Vorsorge wurde versechsfacht, weil die Bank Kreditausfälle, Insolvenzen und die Folgen der Arbeitslosigkeit fürchtet. Deshalb stürzte die Aktie ab.

Ein Beigeschmack bleibt dennoch. Und das liegt nicht an der Bank, sondern an den Rahmenbedingungen, die ihr – und vor allem der US-Konkurrenz – derart lukrative Geschäfte wieder erlauben. Solange die Institute mitunter unkontrollierte Geschäfte machen und Risiken eingehen können, ohne größere Anteile ihres Eigenkapitals als Sicherheit vorhalten zu müssen, bleibt das Finanzsystem so anfällig, wie es vor der Krise war. Hier muss nachreguliert werden – dringend.

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