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Deutsche Befindlichkeit: Soziale Vereisung

Die Finanzkrise mag schon vergessen sein, doch in den Köpfen vieler Menschen hat sie bleibendes Unheil angerichtet.

Von Frank Jansen

Die Finanzkrise mag schon vergessen sein, doch in den Köpfen vieler Menschen hat sie bleibendes Unheil angerichtet. Die Langzeitstudie „Deutsche Zustände“, die der Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer seit 2002 mit weiteren Wissenschaftlern jährlich vorlegt, zeigt vor allem ein beunruhigendes Bild gesellschaftlicher Schichten, die eigentlich kaum gefährdet erscheinen. Bei Reichen und Linksliberalen, das ist manchmal dasselbe, nimmt die Islamfeindschaft zu. Was die Muslime mit der Finanzkrise zu tun hatten, kann zwar niemand schlüssig erklären, doch als Sündenbock scheint „der Islam“ die Idealbesetzung zu sein, erst recht in Zeiten der Terrorfurcht. Mit Verachtung blicken offenbar auch immer mehr Besserverdienende auf Langzeitarbeitslose herab. Und auf Obdachlose und andere Gruppen, die in dieser Gesellschaft als randständig gelten. Ein rechtspopulistischer Agitator vom Schlage eines Jörg Haider könnte in der Bundesrepublik kräftig abräumen. Glücklicherweise will Thilo Sarrazin keine eigene Partei gründen. Soziale Kälte verströmen allerdings auch Politiker, die eine erbärmliche „Erhöhung“ der Hartz-IV-Regelsätze beschließen. fan

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