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Meinung: Deutsche Hilfe

In Afghanistan soll ein Muslim hingerichtet werden, weil er Christ wurde

Angela Merkel stammt aus einem Pastorenhaus. Sie weiß, dass gerade Passionszeit ist. Und sie weiß, wie diese Zeit endete: Ein Mensch wurde hingerichtet, weil er nicht widerrief. Dessen größtes Verbrechen war es, Jesus Christus gewesen zu sein.

Merkel ist Kanzlerin von Deutschland. Deutschland ist gewissermaßen die Schutzmacht Afghanistans. Rund 2300 Soldaten der Bundeswehr sind dort stationiert. Dem Land wurden Handelsschulden in Höhe von vielen Millionen US-Dollar erlassen. Auf der Afghanistankonferenz auf dem Petersberg bei Bonn wurde einst die neue Verfassung für das Land auf den Weg gebracht. Die allerdings ist nicht perfekt. In Artikel drei heißt es: „Kein Gesetz kann im Widerspruch zu den Grundlagen des Islam stehen.“ Damit hielt die Scharia Einzug in das Rechtssystem.

Weil er vor 16 Jahren zum Christentum übertrat, droht einem 41 Jahre alten Afghanen jetzt die Todesstrafe. Der Prozess begann in der vergangenen Woche. Abdul Rahman, der neun Jahre in Deutschland gelebt hatte, bevor er 2002 in seine Heimat zurückkehrte, ist geständig. Eine Rekonversion zum Islam lehnt er ab. Laut islamischem Recht aber wird der Abfall vom Islam mit dem Tode bestraft. Wird also bald – flankiert von deutschen Soldaten, deutschen Geldern, deutschem Engagement – ein Mensch hingerichtet, dessen größtes Verbrechen es war, Christ gewesen zu sein?

Die freie Religionsausübung ist, ebenso wie das Recht, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, ein Grundrecht jedes Menschen. Im Fall Rahman muss die Bundesregierung dieses Grundrecht einklagen, und zwar massiv. Deutsche Soldaten riskieren ihr Leben für den Wiederaufbau des Landes. Daraus erwächst für Berlin die Pflicht, gegen grobe Verletzungen der elementarsten Formen der Sittlichkeit zu protestieren.

Am Fall Rahman wird sich zeigen, ob der moralische Kompass im Umgang mit dem radikalen Islam noch funktioniert. Die Werterelativisten werden wohl wieder mit den Achseln zucken: andere Länder, andere Sitten. Oder: Die katholische Kirche war im Mittelalter auch nicht gerade zimperlich. Aber vielleicht werden sich diesmal auch andere melden, jene, die noch Unterschiede erkennen, etwa zwischen einer Karikatur des Propheten Mohammed und der Hinrichtung eines Konvertiten.

Muss es betont werden? Es geht nicht darum, einen Christen zu verteidigen. Sondern es geht um ein Prinzip, eine Freiheit, einen Wert. Es geht um etwas, das auch allen Nichtchristen heilig sein sollte.

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