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Deutschlands Atomkraftwerke: Die Lichter gehen nicht aus

Um das Klima zu schützen, muss die Energieversorgung mittel- bis langfristig komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das sagen selbst die AKW-Betreiber. Trotzdem wollen sie und die CDU eine Laufzeitverlängerung für alternde Anlagen durchsetzen.

Die deutschen Atomkraftwerke sind in etwa so sicher wie die Rente. So wie der frühere Sozialminister Norbert Blüm unentwegt versicherte, die Rente sei sicher, so sprechen die deutschen Betreiber gerne von den „sichersten Kernkraftwerken der Welt“. Im Atomkraftwerk Krümmel kann die interessierte Öffentlichkeit seit fast genau zwei Jahren beobachten, wie schwer es ist, auch nur den konventionellen Stromkreislauf in den Griff zu bekommen. Ganz zu schweigen von der radioaktiven Kettenreaktion.

Trotzdem wollen die Betreiber und die CDU eine Laufzeitverlängerung für die alternden Anlagen durchsetzen. Obwohl damit keines der drei zur Begründung genannten Probleme gelöst wäre: Preis, Klima, Versorgungssicherheit. Das Öko-Institut hat nachgewiesen, dass es zwischen den Kosten für die Stromerzeugung und dem Preis, der sich an den Strombörsen bildet, keinen Zusammenhang gibt. Der Preis für die Verbraucher orientiert sich vielmehr an dem Kraftwerk, das angeworfen wird, um Spannungsschwankungen im Stromnetz auszugleichen. Und dieses Kraftwerk erzeugt, weil es nicht ständig läuft, den teuersten Strom. Den Gewinn aus dieser Preisbildung haben die Betreiber, die mit einem abgeschriebenen Atomkraftwerk rund eine Million Euro am Tag einstreichen.

Um das Klima zu schützen, muss die Energieversorgung mittel- bis langfristig komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das sagen selbst die AKW-Betreiber. Doch je mehr Strom aus Wind oder Sonne ins Stromnetz gespeist wird, desto flexibler müssen Kraftwerke eingesetzt werden, um die Stromversorgung zu sichern. Ein AKW kann nicht flexibel gesteuert werden. Es kann nicht mit voller Kapazität laufen, wenn gerade kein Wind weht, und runtergeregelt werden, wenn viel Windstrom ins Netz fließt. Damit werden Atomkraftwerke zu einer technischen Bremse. Und was die Versorgungssicherheit angeht: 2007 standen 45 Prozent der AKW-Kapazitäten still, entweder weil sie reparaturbedürftig waren oder weil die Betreiber ihre Reststrommengen sparen wollten, um ihre Meiler nicht vor der Bundestagswahl vom Netz nehmen zu müssen. Die Lichter sind nicht ausgegangen.

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