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Meinung: „Dialog ist …

… die Mindestform von Liebe.“ Es sind diese Augen, große, blaue Augen, die Menschen durchdringen, Augen, die Abschied genommen haben und doch nach vorne blicken.

… die Mindestform von Liebe.“

Es sind diese Augen, große, blaue Augen, die Menschen durchdringen, Augen, die Abschied genommen haben und doch nach vorne blicken. Die Erinnerung schaut aus ihnen, an ihren Mann, Helmuth James von Moltke, den Kopf des „Kreisauer Kreises“, der seinen Widerstand gegen Hitler mit dem Tod bezahlte. Der ihr mehrere hundert Briefe schrieb aus der Haft in Plötzensee. Und die Zukunft, ihre Hoffnung, die Idee der deutsch-polnischen Versöhnung. Das „Neue Kreisau“, in dem Jugendliche von beiden Seiten der Oder zusammenkommen.

Als Freya von Moltke am Donnerstagabend gemeinsam mit Bundespräsident Horst Köhler beim Festkonzert war zur Gründung der Stiftung, die ihren Namen trägt, da wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Anfangs hatte die 93-Jährige sich gesträubt, ihren Namen herzugeben, aus Bescheidenheit. Die promovierte Juristin, die mit 33 ihren Mann verlor und die beiden Kinder alleine großziehen musste, hatte Deutschland nach dem Krieg verlassen, ging 1960 in die USA, „eines Freundes wegen“. Doch die Erinnerung an Kreisau, die Heimat ihres Mannes, blieb lebendig. Und als nach der Wende Helmut Kohl und der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki sie fragten, ob sie das „Neue Kreisau“ unterstützen würde, war sie sofort dabei. 10 000 junge Menschen kommen heute jedes Jahr in die deutsch-polnische Begegnungsstätte auf dem ehemaligen Gutshof der Moltkes. „Uns Kreisauer können die jungen Leute ruhig vergessen“, sagt Freya von Moltke – und kann sich doch sicher sein, dass die Erinnerung an ihren Widerstand gegen Hitler und an die Vision eines demokratischen Deutschlands und Europas fortbestehen wird.

Doch das „Neue Kreisau“ hat keine eigenen Mittel. Die Seminare und Tagungen in dem Dorf bei Breslau müssen durch Teilnehmerbeiträge und Projektmittel finanziert werden, für Pädagogen und den Erhalt der vor 15 Jahren neu entstandenen Seminarhäuser fehlt das Geld. Das will „Freya“, wie sie die jung wirkende, zierliche Frau mit amerikanischem Akzent hier nennen, ändern. Sie sucht Stifter, die ihr Vermögen einbringen wollen in ein Stiftungskapital, das irgendwann so groß wird, dass es Zinsen abwirft für den laufenden Betrieb. 150 000 Euro sind gesammelt, 3 000 000 Euro braucht die Stiftung, um ihr Ziel zu erreichen.

„Ich bin gut fürs Leben“, hat Freya von Moltke einmal gesagt. „Ich bin auch ganz nützlich für andere Leute, zur Unterstützung in deren Leben.“

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