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Meinung: Die Braut, die sich was traut Von Moritz Döbler

Kein Unternehmen berichtigt gerne seine Bilanz, wie es jetzt die HypoVereinsbank getan hat, denn das zeigt immer, dass man in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hat. Je größer die Wertberichtigung, desto kapitaler der Fehler.

Kein Unternehmen berichtigt gerne seine Bilanz, wie es jetzt die HypoVereinsbank getan hat, denn das zeigt immer, dass man in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hat. Je größer die Wertberichtigung, desto kapitaler der Fehler. 2,5 Milliarden Euro ist auch im Bankensektor ein kapitaler Fehler. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bank schon mehrfach erklärt hat, nun seien die Bilanzen bereinigt und alle Immobilienwerte realistisch bewertet. Die Hypo-Vereinsbank wird also noch erklären müssen, warum es zu der Wertberichtigung kam, und wer die Verantwortung trägt.

Doch hinter der Wertberichtigung könnte auch eine andere, viel gewichtigere Entwicklung stehen. Die auf den ersten Blick schlechte Nachricht aus München könnte das Signal für die lange erwartetete Konsolidierung der deutschen Banken sein: Gemeint ist, dass sich Institute zusammenschließen oder verkauft werden. Die Szenarien werden seit Jahren durchgespielt, und schon Anfang 2004 hieß es, nun sei es wirklich bald so weit. Aber dann kaufte die Citibank die Deutsche Bank nicht. Und die Deutsche Bank kaufte die Postbank nicht. Mit der Münchner Wertberichtigung ist das Thema wieder da. Wenn Fusions- oder Verkaufspläne der Hintergrund sind, dann wäre die Hypo-Vereinsbank die Braut, die sich aufhübscht. In Deutschland könnte das vielleicht die Deutsche Bank stemmen oder auch die Allianz, der aber schon die Dresdner Bank gehört. Bleibt der Blick ins Ausland: Citibank, die größte Bank der Welt, wird in solchen Zusammenhängen immer mal genannt; Anhaltspunkte für ihr Interesse gibt es nicht. Anders im Fall Unicredito: Erst jüngst hatten Gerüchte, die italienische Finanzgruppe wolle die Münchner übernehmen, den Hypo-Vereinsbank-Kurs klettern lassen.

All das sind Mutmaßungen. Aber wer auf den Aktienkurs der Hypo-Vereinsbank schaut, macht sich seine Gedanken: Der Handel wurde nach der 2,5-Milliarden-Nachricht ausgesetzt, und als er wieder – bei hohem Handelsvolumen – aufgenommen wurde, da war er quasi unverändert. Das heißt, Händler setzen viel Geld darauf, dass die Papiere nicht an Wert verlieren. Hochzeitsphantasien, die auch die Politik interessieren dürften.

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