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Meinung: Die Briten Osteuropas

TSCHECHIEN STIMMT EU–BEITRITT ZU

Noch stehen die Abstimmungen in Estland und Lettland aus. Aber mit dem Ja der Tschechen ist ein historisches Projekt im Grunde gelaufen: Nicht nur die Staatsführungen, auch die bis 1989 hinter dem Eisernen Vorhang abgetrennten Völker haben sich zu Europa bekannt. Ob ihre Zustimmung wirtschaftlich motiviert oder an dem ausgerichtet war, was pathetisch als „europäische Wertegemeinschaft" bezeichnet wird, das mögen später die Historiker entscheiden. In Tschechien war es zuletzt auch die Befürchtung, bei einem Nein zur EU werde man sehr einsam bleiben, ein schwarzes Loch mitten in Europa. Womöglich wird aber gerade Tschechien in der EU eine Rolle einnehmen, wie sie auch Großbritannien gewählt hat: die des reservierten, integrationshemmenden Partners. Tschechien gehört nur halb zu dem, was die Amerikaner als „neues" Europa betrachten; aber zum „alten" will es auch nicht gehören. Sich nahtlos einfügen in einen bürokratisch dominierten Verein, in dem reiche Länder mit den ärmeren um „ihr" Geld feilschen und aus dem, wenn die Neuen unbequem sind, der Ruf „Klappe halten!" ertönt – das ist nichts für ein Land, das sich viel darauf zugute hält, ein totalitäres Regime mit Bürgermut hinweggefegt zu haben. Dann auch noch die neue EuropaVerfassung, in der sich das kleine Tschechien nicht genügend berücksichtigt fühlt – das neue EU-Kleid zwickt noch. Kratzbürstige Reaktionen sind also ebenso zu erwarten wie ein über westlichen Zahlen liegendes Wohlstandswachstum. pak

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