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Meinung: Die griechische Seele

„Schuld seid ihr!“ vom 26.

„Schuld seid ihr!“ vom 26. Juni

Der auf der Ägäisinsel Thassos lebende Berliner Architekt, Publizist und Olivenbauer Petros Rottwinkel hat einen beachtenswerten Essay über Griechenland und die Griechen veröffentlicht, der nicht nur seine Sicht der „griechischen Lage“ widerspiegelt, sondern auch seine Sympathie für Griechenland zeigt, die auch von vielen Deutschen empfunden wird, die Hellas als „ihr“ Urlaubsland lieben. Zeitgleich gibt es aber viele Streiks in Griechenland, die nicht dazu beitragen, den Tourismus, eine Haupteinnahmequelle der griechischen Wirtschaft, zu fördern. Wer will schon auf einem der Flughäfen Griechenlands stranden und nicht wissen, wie man weiterkommt an den gebuchten Ort seines Urlaubs, von den – nicht ersetzten – Extrakosten ganz zu schweigen, welche den Reisenden entstehen! – und das gerade jetzt, wo die Sommerferien beginnen und die Urlaubssaison bevorsteht. Rottwinkel schildert – trotz aller Sympathie – auch seine Kritik an der griechischen Mentalität. Auf jeden Fall bescheinigt der Griechenlandkenner den Hellenen, dass sie noch einen weiten „Weg der Erkennntis“ gehen müssen, bis auch sie mental im gemeinsamen Europa ihrer Heimat EU angekommen sein werden. Nichts ist schlimmer, als eine gewisse „orientalische Teppichhändler-Mentalität“" an den Tag zu legen, sich überschätzend dabei selbst zu belügen, „cleverer zu sein als die anderen“, Fremde austricksen zu wollen, um Vorteile aus der Haltung des Übervorteilens zu ziehen.

Rottwinkel ist ein großer Bericht über die „griechische Seele“ gelungen, dessen Lektüre ich solchen Lesern wünsche, die sich gründlicher mit Griechenland beschäftigen sollten, anstatt dumme Wirtshaus-Parolen nachzuplappern.

Man möge bedenken: wer mit dem Zeigefinger verächtlich auf Griechenland zeigt, übersieht leicht, dass auch drei gekrümmte Finger auf das hoch verschuldete Deutschland zurückzeigen!

Eike Wrede, Berlin-Schmargendorf

Als Vater zweier griechisch (und glücklich!) verheirateter Töchter und öfter dort, möchte ich dem Beitrag ihres Autors Petros Rottwinkel voll zustimmen. Dazu ein sicher nicht alltägliches, doch bezeichnendes Beispiel aus dem großen Kirchdorf Vrisa auf der Insel Lesbos. Hier ist traditioneller Höhepunkt des Osterfestes eine feierliche Prozession, angeführt von Priester und Musikanten. Sie endet stets an einem Galgen, an dem der Chistusverräter Judas hängt und verbrannt wird, jedes Mal wechselnd symbolisiert durch einen zeitgenössischen, lebensgroßen Bösewicht.

Im vergangenen Jahr gab es eine Premiere – erstmals wurde eine Frau dem Feuertod überantwortet: die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zum diesjährigen Osterfest erlitt, auch erstmals, eine Institution das Autodafé: ein symbolisierter Banker, ein Schild auf der Brust mit den drei griechischen Buchstaben für den IWF. Zum Verständnis der griechischen Mentalität noch ein historischer Hinweis. In den Jahrhunderten türkischer Fremdherrschaft war der Staat, vor allem in Form des Steuereintreibers, die türkische Besatzungsmacht, der Sultan. Und es war verdienstvoll – sowohl im Interesse des eigenen Geldbeutels wie des eigenen Volkes – ihn so weit wie möglich zu hintergehen, zu besch… ; eine Mentalität gegenüber Staat und Obrigkeit, die tief verwurzelt und in dem knappen Jahrhundert eigener Staatlichkeit offenbar immer noch wirksam ist.

Die Zahl der Einsichtigen nimmt freilich nach meiner Beobachtung langsam zu. Dr. Hermann Krätschell,

Berlin Zehlendorf

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