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Meinung: Die große Wette

Von Moritz Döbler

Es ist eine große Wette, die am Dienstag in Toulouse in Szene gesetzt wird, wenn der neue MegaAirbus öffentlich präsentiert wird. Auf zehn Milliarden Euro belaufen sich die Entwicklungskosten. Das ist der Einsatz. Und die Steuerzahler in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien tragen mit Krediten von 3,2 Milliarden Euro ein Drittel des Risikos. Airbus wettet darauf, dass Fluggäste in Zukunft vor allem große Distanzen überwinden wollen. Also Frankfurt-Singapur oder München-Los Angeles statt Berlin-Amsterdam oder Berlin-Moskau. Weil so viel Platz in dem Doppelstöcker ist, denken Designer an Betten, Bars, Shops. Aber Controller denken an 850 Passagiere, die hineinpassen, und so wird es für die meisten A-380-Fluggäste holzklasseneng bleiben. Wie Airbus hat auch Boeing, derzeit nur Branchenzweiter, Milliarden gesetzt – die Amerikaner wetten, dass Fluggäste nichts so sehr hassen wie das Umsteigen auf Riesenflughäfen. Wenn das stimmt, wäre nicht der A-380 das Flugzeug der Zukunft, sondern die Boeing 7E7 für 250 Passagiere. Und weil beide Hersteller befürchten, dass der jeweils andere auch ein bisschen Recht hat, legen sie nach: Airbus mit dem A-350 und Boeing mit einer größeren 747.

Ein Flop des A-380 brächte Airbus ins Trudeln – und würde uns alle viel Geld kosten. Schon jetzt sind Zweifel angebracht, ob die Milliarden und Abermilliarden, die seit über 30 Jahren als Subventionen und Darlehen fließen, für die Steuerzahler eine profitable Anlage waren. Aber auch wenn der Saldo positiv ist – wollen wir wirklich für die Risiken geradestehen, die der größte Flugzeugbauer der Welt eingeht? Wie hätte es uns gefallen, wenn Microsoft mit jahrzehntelanger Regierungshilfe Weltmarktführer geworden wäre? Dass die EU und die USA ihren Streit in Sachen Airbus/Boeing beilegen wollen und Gespräche über Subventionsabbau planen, ist gut. Besser wäre es, alle Subventionen für Airbus und Boeing zu streichen. Dann könnten wir mit europäischem Stolz auf den A-380 blicken – und wir könnten ebenso gelassen wie gespannt den Ausgang der großen Flugzeugwette beobachten.

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