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Meinung: „Die Katastrophe …

… im Indischen Ozean ist ohne Beispiel.“ Jan Egeland muss es wissen.

… im Indischen Ozean ist ohne Beispiel.“

Jan Egeland muss es wissen. Als oberster Krisenkoordinator der Vereinten Nationen erlebt der 46-Jährige Hungersnöte, Erdbeben, Unwetter und Kriege. Aber keine der Katastrophen, die der UN-Untergeneralsekretär bekämpfen muss, hat in so kurzer Zeit so viele Menschen in den Tod gerissen: Die Flutwellen in Asien könnten sich tatsächlich zum Unglück des noch jungen Jahrhunderts auswachsen.

Egeland und seine Teams sind jetzt gefragt. Der groß gewachsene Norweger mit den blonden Haaren und den blauen Augen muss die Hilfe koordinieren. Dabei kann er auf eine gut geölte Maschine innerhalb der Vereinten Nationen zurückgreifen. Sein eigenes Büro zur Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA), die Weltgesundheitsorganisation, das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk UNICEF werden die Hauptarbeit leisten. „Die Koordination ist eine enorme Aufgabe, Egeland ist aber der richtige Mann dafür“, sagt ein westlicher Diplomat.

Der Skandinavier ist seit einem Vierteljahrhundert im Einsatz für die gute Sache. Er leitete als Staatssekretär im norwegischen Außenministerium humanitäre Einsätze, er war UN-Sonderberater für das lateinamerikanische Krisenland Kolumbien, er und andere Norweger fädelten 1992 die Geheimgespräche zwischen Israelis und Palästinensern ein, als Generalsekretär organisierte Egeland das Tagesgeschäft des Norwegischen Roten Kreuzes. Zudem verdiente sich der Politikwissenschaftler akademische Meriten an Universitäten in Berkeley, USA, in Oslo und Jerusalem.

Und der verheiratete Vater zweier Töchter berichtete als Reporter für das Fernsehen und Radio seiner Heimat. Kritiker im UN-System behaupten, seine Jahre im Mediengeschäft hätten Egelands Sinn für Schlagzeilen zu sehr geschärft. Er neige zu Übertreibung.

Tatsächlich ist der Mann, der so ruhig spricht und so besonnen wirkt, für aufrüttelnde Berichte immer zu haben. So warf er als einer der Ersten der Regierung des Sudans vor, in Darfur „ethnisch zu säubern“. Nach einer Visite der russischen Kriegsregion Tschetschenien mit der Hauptstadt Grozny nahm Egeland wieder kein Blatt vor den Mund: „Ich habe viele zerstörte Städte gesehen. Aber Grozny ist wirklich eine der allerschlimmsten.“ In der asiatischen Krisenregion wird Egeland wohl noch gröbere Verwüstungen zu sehen bekommen.

Jan Dirk Herbermann

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