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Belgien: Die Krise im Kleinen

Von Solidarität keine Spur: Zählt man die Stimmen sämtlicher separatistischer Kräfte zusammen, dann hat sich bei den Wahlen mehr als die Hälfte aller Flamen für das Ende Belgiens in der heutigen Form ausgesprochen.

In gewisser Weise ist Belgien so etwas wie die Eurozone im Kleinen. Der Norden ist wettbewerbsstark und floriert, während die wirtschaftlichen Probleme vor allem im Süden zu finden sind. Auf EU-Ebene will trotzdem kein verantwortlicher Politiker den Zusammenhalt ernsthaft infrage stellen. In Belgien sieht das traditionell anders aus. Das Gezeter flämischer Politiker im Norden über die vermeintlichen „Subventionsempfänger“ im Süden ist über die letzten Jahre immer lauter geworden. Es gipfelt nun im Wahlerfolg der nationalistischen Neu-Flämischen Allianz (NVA) – einer Art Salon-Variante der dumpfen Separatisten vom „Vlaams Belang“. Letztlich wollen beide dasselbe, nämlich die Loslösung von den ungeliebten Wallonen im Süden. Und zählt man die Stimmen sämtlicher separatistischer Kräfte zusammen, dann hat sich mehr als die Hälfte aller Flamen für das Ende Belgiens in der heutigen Form ausgesprochen. Sie alle wollen nichts mehr hören von Solidarität mit dem Süden – jener Art von Solidarität, zu der sich Europa im Großen gerade mühsam durchgerungen hat. Belgien droht nun eine monatelange Blockade – der Ausgang ist in einem Land, das in den letzten Jahrzehnten unzählige Regierungen erlebt hat, ungewisser denn je.

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