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Meinung: Die Kunden haben die Wahl

„Die Bücherkrake“ vom 10. August Amazon ist für Kunden attraktiv, weil sie offenbar gerne von zuhause einkaufen und weil das Unternehmen kulant mit Reklamationen umgeht.

„Die Bücherkrake“ vom 10. August

Amazon ist für Kunden attraktiv, weil sie offenbar gerne von zuhause einkaufen und weil das Unternehmen kulant mit Reklamationen umgeht. Wenn Ladengeschäfte schließen müssen, liegt das daran, dass die Kunden wohl bessere Angebote im Versandhandel bekommen und dort lieber ihr Geld ausgeben. Vielleicht hat auch das ehemals sehr rigide Ladenschlussrecht dem Versandhandel Schützenhilfe geleistet.

Man kann diese Entwicklung bedauern und nach Vater Staat rufen, oder man kann diejenigen Ladengeschäfte, die tatsächlich Beratung und Service bieten, durch häufige Einkäufe unterstützen. Der Kunde hat es selbst in der Hand.

Das Buchpreisbindungsgesetz ist auch kein Wunderwerk der Kulturpolitik. Es gibt keine Preisbindung im Zwischenhandel. Geschäfte weniger Großfilialisten säumen die Hauptstraßen der Innenstädte, nicht zuletzt dank dicker Margen, die kleine Händler nie erreichen werden (siehe § 6 BuchPrG). Und wenn die Kunden tatsächlich mit den Füßen abstimmen und lieber online kaufen, stellt sich die Frage: Ist eine traditionelle Einzelhandelsstruktur tatsächlich ein Selbstzweck, den es unter Naturschutz zu stellen gilt?

Das aktuelle Problem ist nicht die Nachfrage nach anspruchsvoller Literatur. Sondern: Wie macht man Menschen das Lesen überhaupt schmackhaft? Wieso nicht mit billigen Bestsellern? Händler, die Studentenrabatte einräumen oder die ein oder andere Verkaufsaktion durchführen, sind Kulturförderer – wenn sie nur dürften.

Es lohnt sich ein Blick in die Schweiz: Dort erlebten Branchenvertreter vor wenigen Jahren eine krachende Niederlage, als die Einführung eines Buchpreisbindungsgesetzes durch Volksabstimmung abgelehnt wurde. Auch in Großbritannien ist die Lage längst nicht so düster wie gern behauptet. Nach einer Studie im Auftrag des Office of Fair Trading wurden nach der Abschaffung der Buchpreisbindung 1997 deutlich mehr Bücher gekauft als zuvor, auch die Anzahl neu veröffentlichter Bücher stieg weiterhin stark an.

Sicher ist es für die großen Buchhändler einfacher, wenn es keinen Preiswettbewerb gibt und sie reichhaltige Margen genießen können. Kaum eine Branche genießt ähnliche Privilegien. Aber dies ist alles noch kein Grund für Kulturpessimismus. Deswegen: Abschaffung des Buchpreisbindungsgesetzes jetzt! Verbraucher würden entlastet, Neueinsteiger in der Branche nicht mehr durch bürokratische Barrieren gegängelt werden.

Maximilian Yang, Berlin-Mitte

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