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Helmut Schümann

© Kai-Uwe Heinrich

Die Operation: Geronimo! Geronimo! Bin Laden!

"Operation Geronimo", so hieß der Einsatz der US-Amerikaner gegen Osama bin Laden. Helmut Schümann geht der Namensgebung auf den Grund.

Nun, da wir alle, die Kanzlerin feste vorweg, ganz toll glücklich sind, dass dieses doofe Völkerrecht und die noch doofere Christenlehre außer Kraft gesetzt sind, sei kurz an Geronimo erinnert. Geronimo war einer der bekanntesten Indianer, Häuptling der Chokonen und Bedonkohe. Sein Lebenswerk war geprägt von der Verteidigung seines Landes und vom Kampf gegen amerikanische und mexikanische Truppen. Geronimo, eigentlich hieß er Gokhlayeh – aber wie sollten Amerikaner und Mexikaner so ein schweres Wort aussprechen? – Geronimo also erreichte Kultstatus, weil er auch noch in erschreckender Unterzahl zum Kampf antrat, einmal zum Beispiel kämpften auf seiner Seite 134 Chokonen und Bedonkohe gegen 3000 Blauhemden. 1886 stellte er sich mit 36 verbliebenen Kriegern den Amerikanern, die ihn jahrelang mit 5000 Soldaten, 500 Apache-Scouts, 500 Navajo-Scouts und 3000 mexikanischen Soldaten gejagt hatten. „Geronimo!“ rufen die Amerikaner gerne, wenn sie sich zum Beispiel vom Berg stürzen und eine besonders mutige Sache vorhaben. „Operation Geronimo“, so hieß auch der Einsatz gegen Osama bin Laden.

Dazu zwei Thesen. Die erste: Die Amerikaner fühlten sich nach dem 11. September 2001 wie die Indianer damals im 19. Jahrhundert. Überrannt von einer fremden Macht, ihres Landes beraubt. Das würde den frenetischen Jubel erklären, nachdem sie sich, die rechtmäßigen Wiedergänger Geronimos, des Usurpators alttestamentarisch entledigt haben.

Die zweite These: Osama bin Laden ist Geronimo. Wenn das der Leitgedanke bei der Namensgebung des operativen Geschäftes war, war er zu kurz gedacht. Nachdem der historische Geronimo drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde er nach Fort Sill in Oklahoma ins Indianerterritorium geschickt, wo er 1903 zum Christentum konvertierte, möglicherweise auch, weil dessen Gebote damals noch etwas galten. Er wurde Methodist und eifriger Kirchgänger. Außerdem mutierte er zum Vorzeigeindianer von Präsident Roosevelt und Helden der amerikanischen Geschichte. Das ist dem Massenmörder bin Laden nicht zu gönnen. Die Gebeine des Geronimo wurden übrigens der Legende nach im Jahre 1918 von Mitgliedern der Studentenverbindung Skull and Bones Society unter Anleitung von Prescott Busch geraubt, dem Großvater von George W. Bush.

Noch eine These: Damit sich dergleichen nicht wiederholt, haben die Amerikaner die muslimische Seebestattung erfunden und bin Laden ins Meer gekippt. Geronimo!

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