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Meinung: Die orangene Johanna

Von Christoph von Marschall

Was für ein Aufbruchssignal! Nicht eine Gegenstimme, mehr als 80 Prozent Unterstützung für Julia Timoschenko im Parlament, das klingt, als schwenke die Ukraine radikal auf Reformkurs. Doch so klar ist die Sache nicht. Die Bestätigung der neuen Regierungschefin musste verschoben werden, um eine breite Koalition zu sichern – auch durch die Verteilung wichtiger Ministerien. Das zeigt, wie mühsam die nächsten Monate werden und wie prekär der Wille zum Wandel ist. Die Mehrheiten müssen stets neu durch Kompromisse gesichert werden. Viktor Juschtschenkos Wahl zum Präsidenten war ein hochsymbolischer Schritt, aber nur ein erster Teil des nötigen Machtwechsels. Im Parlament herrschen vorerst die alten Mehrheitsverhältnisse.

Die Lehren des Scheiterns – 1999 bis 2001 regierten Juschtschenko und Timoschenko gemeinsam – helfen beim zweiten Anlauf. Ihr Team verfügt über starken Willen, Erfahrung und Frische. Timoschenko, die „ukrainische Jean d’Arc“ , ist treibende Kraft hinter dem zögerlichen Juschtschenko, ohne sie wären die Proteste gegen den Wahlbetrug nie so erfolgreich verlaufen. Auch ihr Vize Anatolij Kinach, Chef des Unternehmerverbands, ist ein erprobter Reformer. Boris Tarasjuk wird wieder Außenminister und kann seine EUKontakte nutzen. Verteidigungsminister wird ein Zivilist.

Reicht das, um die Widerstände der Oligarchen und Monopolisten zu brechen, die Geld und Macht den alten Verhältnissen verdanken? Nicht zu vergessen Russland, das Timoschenko per Haftbefehl verfolgt. Fürs Erste hilft ihr der Wind of Change. Doch bald wird die Bevölkerung Erfolge im Alltag sehen wollen.

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