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Meinung: Die Schacherei

„Ich habe mit aller Kraft für Karstadt gekämpft“ vom 23. September Die Wahrheit dürfte sein, dass Herr Middelhoff nur mit halber Kraft für Karstadt gekämpft hat.

„Ich habe mit aller Kraft für Karstadt

gekämpft“ vom 23. September

Die Wahrheit dürfte sein, dass Herr Middelhoff nur mit halber Kraft für Karstadt gekämpft hat. Die andere Hälfte verschlang seine Teilhaberschaft und die seiner Gattin an Oppenheim-Esch-Fonds, darunter geschlossene Immobilienfonds. Diese Fonds speisten sich aus überhöhten Mietzahlungen der Karstadt Warenhäuser in Leipzig, München, Potsdam, Karlsruhe und Wiesbaden. Das führte zu Interessenkonflikten, da Middelhoff gleichzeitig als Mieter und Vermieter der Karstadtgrundstücke auftrat. Die Schacherei um die Karstadt-Warenhäuser gleicht einem Schmierenstück. Man denke nur daran, wie verzweifelte Karstadt-Mitarbeiterinnen um ihre Existenzen bibberten und die drohende Pleite dadurch abzuwenden suchten, dass sie auf erhebliches Einkommen verzichteten. Das Schicksal dieser Menschen interessierte die Herren jedoch nur, sobald Medien in der Nähe waren und ihr Renommee hätte Schaden nehmen können. Man ging dabei in typischer Hedgefonds-Manier vor: In wirtschaftliche Schieflage geratene Unternehmen werden knallhart auf Kosten der Belegschaften und der Substanz der Unternehmen rundumsaniert, um sie dann mit üppigen Gewinnen weiter zu verscherbeln. Ansonsten benahm man sich wie Menschenhändler, die Mitarbeitern Tarifpausen verordneten, um ihre Renditen hochzutreiben und Managementfehler und wirtschaftlichen Murks zu verschleiern. Hier wurde weder Verantwortung übernommen, noch mit Vernunft gehandelt, das ist diesen Herrschaften ohnehin ein Fremdwort. Sie repräsentieren die Seite des Kapitalismus, die uns zuletzt in die Finanzkrise getrieben hat.

Wolfgang Gerhards, Berlin-Tempelhof

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