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Meinung: „Die schönste Nebensache der Welt“

Der große Konferenzsaal des „Dorint“-Hotels am S-Bahnhof Tiergarten war gut gefüllt. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble saß auf dem Podium, daneben der Präsident des Fußball-Weltverbandes, Joseph Blatter.

Der große Konferenzsaal des „Dorint“-Hotels am S-Bahnhof Tiergarten war gut gefüllt. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble saß auf dem Podium, daneben der Präsident des Fußball-Weltverbandes, Joseph Blatter. Auch Franz Beckenbauer, der Chef des WM-Organisationskomitees, war extra nach Berlin gereist. Doch über die knisternde Lautsprecheranlage war eine andere Stimme zu hören – die von Gregor Rosenthal.

„Es sind nur noch wenige Wochen“, sagte der Mann mit dem kurzen, schütteren Haar. Er sprach langsam, sehr deutlich, und jeder der 280 WM-Sicherheitsexperten hörte ihm zu. Rosenthal ist der Entscheider im Hintergrund, und ein sehr wichtiger: Der Ministerialrat im Innenministerium ist Sicherheitsbeauftragter des Bundes für die Fußball-WM. Erst als er seine Begrüßungsworte zur „Internationalen WM-Sicherheitstagung“ beendet hatte, kamen Schäuble, Blatter und Beckenbauer zu Wort.

Rosenthal, ein Mann mit rheinischem Dialekt, arbeitet in Berlin und tritt nur bei Fachtagungen in Erscheinung. So wie im November vergangenen Jahres in Brühl, in der Fachhochschule des Bundes. Während andere Teilnehmer der WM-Runde damals scherzhaft an „Sofa, Kölsch und Beine hochlegen“ dachten, ging Rosenthal ins Detail. Sicherheitsweltmeister werde Deutschland aber nicht, sagte Rosenthal.

Aussagen wie diese sind wichtig. Denn so mancher Fan bekommt ein mulmiges Gefühl, wenn er an die 64 WM-Spiele zwischen dem 9. Juni und 9. Juli denkt. Rechtsradikale wollen während des Turniers in Deutschland demonstrieren und ihre CDs unters Volk mischen. Hooligans aus ganz Europa scheinen im Sommer nichts anderes vorzuhaben, als sich ins Auto zu setzen und nach Deutschland zu reisen. Und dann ist da noch die Gefahr des Terrorismus, weswegen die Nato ihre Aufklärer in den Himmel schickt. „Bei der Fußball-WM 1966 in England“, hat Franz Beckenbauer launig gesagt, „habe ich nur Verkehrspolizisten gesehen“. Da lachten sie alle, die Experten der WM-Sicherheitstagung in Berlin, die am gestrigen Freitag in Tiergarten zu Ende ging.

„So viel Sicherheit wie nötig, bei so wenig Einschränkungen wie möglich“, das sei die Maxime für eine erfolgreiche Fußball-WM im Sommer, hat Gregor Rosenthal einmal gesagt. Sein „Nationales Sicherheitskonzept“ steht. Die WM kann kommen. Noch zehn Wochen.

André Görke

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