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Meinung: Die Sünden der anderen

US-MENSCHENRECHTSBERICHT

Für die einen ist es Selbstüberschätzung. Andere sehen darin den Beleg, dass die Politik der einzigen verbliebenen Supermacht nicht allein am eigenen Vorteil ausgerichtet ist: der jährliche Menschenrechtsbericht der USA. Insgesamt 196 Länder werden da akribisch beleuchtet – und auch Verbündete nicht verschont. Das einzige Land, das ausgenommen ist, sind die USA selber. Und da wären im vergangenen Jahr doch einige kritische Anmerkungen angebracht gewesen. Über die von der Außenwelt abgeschnittenen Häftlinge in Guantanamo Bay etwa oder die vielen Verdächtigen, die nach dem 11. September verhaftet und immer noch keinem Richter vorgeführt wurden. Dennoch darf der USMenschenrechtsbericht – neben denen von Amnesty International – als wichtigste Bestandsaufnahme der condition humaine gelten. Auch, weil die Vereinten Nationen auf diesem Gebiet wieder einmal hinter den in sie gesetzten Hoffnungen zurückbleiben. Von einer UN-Menschenrechtskommisssion, die von Libyen geleitet wird und mit einer Mehrheit von Diktaturen besetzt ist, kann man wenig erwarten. Der US-Bericht zeigt beides: die Weltzugewandtheit der USA, ihre Sorge um den Zustand der Menschheit genauso wie die Selbstüberhebung, sich eine Rolle anzumaßen, die ihnen niemand angetragen hat. Aber das macht Amerika ja aus: Eine Mission zu haben. Wenn es die Menschenrechte befördert, lassen wir uns das gerne gefallen. Über alle andere globalen Projekte sollten wir vielleicht noch mal reden … clw

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