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Meinung: Die Welt ist keine Scheibe

Von Dagmar Dehmer

Es wäre ein Wunder gewesen, wenn der Gipfel der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands (G8) eine substanzielle Vereinbarung zum Klimaschutz zustande gebracht hätte. Die Klimaerklärung von Gleneagles enthält nahezu nichts. Die Staatschefs haben sich nur darauf verständigen können, die Erderwärmung als Problem anzuerkennen. Da hätten sie sich auch darauf einigen können, dass die Erde keine Scheibe ist, höhnen Umweltschützer – nicht zu Unrecht.

Lösen wollen die G8 das Problem mit neuen Technologien, Energiesparen und einer erhöhten Nutzung erneuerbarer Energien wie Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme oder Sonne. Das ist alles nicht falsch, würde aber nur dann viel nutzen, wenn sich die G8 auch auf gemeinsame Ziele beim Klimaschutz hätten einigen können. Das Wort Kyoto kommt lediglich in der schon beim Weltgipfel 2002 in Johannesburg bewährten Formel, „diejenigen von uns, die das KyotoProtokoll ratifiziert haben“, vor. Ohne ein gewisses Maß an Verbindlichkeit in der Politik lässt sich aber der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) nicht reduzieren.

Verbindliche Ziele wären ein Signal an die Industrie, ins Energiesparen oder in erneuerbare Energien zu investieren. Und nur mit verbindlichen Zielen hat beispielsweise der Emissionshandel Sinn. Wer kauft schon Zertifikate für den Ausstoß von CO2, wenn es eigentlich egal ist, wie klimaschädlich die Produktion ist?

Die amerikanische Regierung hat sich keinen Zentimeter bewegt. Präsident Bush hat allerdings zum ersten Mal seit Jahren wieder mit anderen über das Thema Klimawandel gesprochen. Immerhin. Warum der französische Präsident Chirac und der deutsche Kanzler Schröder darin einen Fortschritt erkennen, bleibt jedoch ihr Geheimnis. Das einzig Neue ist ein Dialog mit den Schwellenländern, China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika, die durchaus eine Notwendigkeit erkennen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Doch auch sie werden sich nicht auf Leistungen zur Stabilisierung des Erdklimas einlassen, so lange die USA als größter Produzent von Treibhausgasen jeden verbindlichen Beitrag zur Rettung des Klimas verweigern. Schließlich sind nicht die Schwellenländer für den Zustand des Klimas verantwortlich, sondern die Industriestaaten.

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