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Meinung: Die Wirklichkeit isst Toffifee

Ja doch: Ein ordentlicher Bundespräsident soll sich in der Lebenswirklichkeit auskennen. Deshalb hat Johannes Rau sich jetzt der Werbung angenommen, mit eindeutigem Ergebnis: Das da im Fernsehen ist nicht die richtige Welt.

Ja doch: Ein ordentlicher Bundespräsident soll sich in der Lebenswirklichkeit auskennen. Deshalb hat Johannes Rau sich jetzt der Werbung angenommen, mit eindeutigem Ergebnis: Das da im Fernsehen ist nicht die richtige Welt. Flotte Muttis, drahtige Kerls im Cabrio? Die Werbeleute sollten mehr Wirklichkeit zeigen, fordert er. Sagen wir: den Einsatz von SagrotanSpray im Sozialamt. Aber hat Rau wirklich genau hingesehen? Für uns ist die Werbung schon lange ein Spiegel der Realität, schonungsloser und präziser als alle Präsidenten-Bulletins. Hat Rau schon einmal persönlich unter dem gefährlichen Lochfraß zu leiden gehabt, den uns der Installateur Dieter Bürgi so eindringlich vor Augen führte? Kennt er das Elend jener verwirrten Menschen, die sich zu einem Dasein als „Schokoknacker und Milchschaumschlürfer“ bekennen und damit zum Gespött der Nachbarn und Freunde machen? Ahnt er von Kindern, die rund um die Uhr „Mama, hast du noch Toffifee?“ quengeln? Von Menschen, die gezwungen sind, zum Überleben mitten auf der Glienicker Brücke eine Tiefkühlpizza zu essen oder „Frosta Filet de Mar“? Ohne Werbung, wie sie ist, wüssten wir nicht einmal, dass unser Körper Vitamin C nicht lange speichern kann und dass Veronica Ferres im Wasser nass wird. Das, Herr Bundespräsident, ist die Lebenswirklichkeit. Wir sind doch nicht blöd!

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