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Meinung: Dienst ohne Leistung

THIERSE, MEILEN UND MEHR

Für Wolfgang Thierse sind das keine angenehmen Stunden. Der Bundestagspräsident und engagierte Sozialdemokrat würde sich lieber mit inhaltlich-politischen Fragen beschäftigen, zum Beispiel mit der sozialen Gerechtigkeit, und nicht mit Bonusmeilen. Deren private Nutzung durch Abgeordnete wird zwar inzwischen auch als eines aus dem sozialen Bereich geführt, aber dem sozial-populistischen: Seht her, wie sich die von uns bezahlten Volksvertreter verhalten. Dass ein Massenblatt das Volk zur Auflagen- und Gewinnsteigerung zu erhitzen versucht – das wiederum regt den SPD-Linken Thierse auf. Daraus erklärt sich dann, dass der Wortmächtige, der studierte Germanist, diesmal vielleicht noch nicht die rechten Worte gefunden hat. Hat er nun die Lufthansa gleichsam zum Bruch des Datenschutzgesetzes aufgerufen oder nicht, um Meilensündern auf die Spur zu kommen? Thierse sagt nein, die Fluglinie spricht von „Wortklauberei“. Solcher Streit kann gefährlich werden, weil Thierses Autorität im Amt betroffen ist. Diese Autorität basiert besonders auf der klugen Wahl seiner Worte. Und in solchen Fällen ist er als Nicht-Jurist umso mehr zum Wägen herausgefordert. Darüber hinaus hat die Bundestagsverwaltung, wie es scheint, dem Wandel in der Welt hin zu schneller Dienstleistung weitgehend widerstanden. Sie lässt auch fürsorgliche Dienst-Leistung gegenüber den Abgeordneten vermissen. Deren Ruf wird ramponiert, und die Staatsdiener tun dagegen nichts? In letzter Instanz ist Thierse für die Verwaltung verantwortlich. Es wäre gut, wenn er jetzt in seinem Verantwortungsbereich die richtigen Worte fände: harte. Unangenehme. cas

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