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Die Frauenquote: ein heiß umkämpftes Thema.

© dapd

Diskussion um die Frauenquote: Die Startbedingungen sind nicht gleich

Unser Kolumnist saß mit seinem Kumpel beim Bier, als das Gespräch auf die Frauenquote kam. Dabei bemerkte er, dass man mit Logik in dieser Diskussion nicht weit kommt. Er versucht es trotzdem.

Ich muss dann jetzt doch noch mal über die Frauenquote schreiben, denn es kann ja irgendwie nicht sein, dass das die Menschen nicht verstehen – tapfer, wie ich bin, nehme ich dafür auch einen sogenannten „Shitstorm“ in Kauf, obwohl ich bis vor kurzem gar nicht wusste, was das ist. Hashtag zum Beispiel – kenn ich auch nicht.

Am Donnerstag, das war der Weltfrauentag, saß ich am Abend mit einem Freund in einer Bar. Das machen wir so einmal die Woche, jeder von uns trinkt zwei Bier, dann ist es elf und wir gehen nach Hause. Das reicht komischerweise auch. Jedenfalls sagte der Freund zu mir, während wir uns erstes Bier tranken, er würde ja überhaupt gar keine Frau kennen, die auch nur den Wunsch verspüre, Chef zu werden.

Ich sagte ihm daraufhin, dass das doch total für die Frauen spräche, also auch für die Frauenquote, denn Menschen, die als Berufsziel „Chef“ angeben würden, die mögen für vieles geeignet sein, mit Sicherheit aber nicht für Führungsaufgaben. Mein Freund sagte dann, neinnein, so meine er das jetzt nicht, er meine, dass es quasi nur Frauen gäbe, die überhaupt keinen Bock auf Führungsaufgaben hätten. Wegen dem ganzen Stress, der vielen Arbeit – das sei ihnen alles zu anstrengend.

Außerdem, sagte er dann noch, sei er sich gar nicht sicher, ob Frauen die Frauenquote überhaupt haben wollen, und das wäre ja dann auch schön blöd, wenn man eine Frauenquote einführen würde, die die Frauen gar nicht wollen.

Ja. Das wär schön blöd. Spielt aber auch letztendlich gar keine Rolle. Im Tagesspiegel vom Donnerstag las ich die Meldung, dass es unter der schwarz-gelben Koalition wohl keine Frauenquote geben würde, die FDP macht da nämlich nicht mit, deshalb werde wohl Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) ihre Pläne nicht weiter verfolgen, die eigentlich vorsahen, eine Frauenquote für Führungspositionen in der Wirtschaft einzuführen. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hatte sich kurz zuvor gegen diese Quote ausgesprochen, unterstützt wird er dabei von Miriam Gruß, der familienpolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion. Die Begründung von Frau Gruß geht so: „Eine Quote wäre auch den Frauen gegenüber unfair, die es ohne eine Quote geschafft haben.“

Dieser Begründung fehlt zwar jede Logik, aber Logik ist ja auch das, mit dem man in dieser ganzen Diskussion nicht sonderlich weit kommt. Ich möchte es trotzdem noch mal versuchen:

In den Jahren der rot-grünen Bundesregierung wurde eine Ungetüm verabschiedet, dass der Wirtschaft eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ nahelegte, damit Frauen in Führungspositionen vorrücken. Sogar Brüderle räumte nun ein, dass die Wirtschaft dieser Selbstverpflichtung nicht nachgekommen sei – die Wirtschaft hatte dafür übrigens über zehn Jahre Zeit.

Führende Politiker der damaligen Regierungskoalition, die der Quote immer skeptisch gegenüberstanden, und zwar auch aus nachvollziehbaren, guten Gründen, sind nach dieser Erfahrung zu Befürwortern der Quote geworden – ich nehme mal an, weil sie aus Schaden klug geworden sind: Weil sie ahnen, dass sich ohne den Druck einer Quote nichts ändert.

Natürlich reicht die Quote alleine bei weitem nicht aus – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss genauso vorangetrieben werden, wie die Angleichung von Löhnen und Gehältern von Männern und Frauen. Es stimmt nämlich nicht, dass alle die gleichen Startbedingungen, die gleichen Chancen haben und deshalb fairer weise das Talent und die Qualifikation allein reichen müssten. Über 2000 Jahre waren diese Bedingungen nicht gleich, weil Führung immer männlich war, und weil Männer alles dafür getan haben, dass das auch so bleibt. Warum sollten Männer, Chefs, daran freiwillig etwas ändern wollen?

Verschiedene Studien belegen, dass Chefs nicht unbedingt den Bewerber einstellen, der für einen Job am besten qualifiziert ist – sondern den, der dem Chef am ähnlichsten ist, den, mit dem der Chef was anfangen kann – so entsteht ein sich selbst reproduzierendes System. Ausnahmen bestätigen die Regeln – und sie sind kein Beweis dafür, dass es eine Quote nicht braucht.

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