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Meinung: Doppeltes Spiel

AUFKLÄRUNG DES DJINDJIC-MORDES?

Was bedeutet es, wenn sich wenige Wochen vor Serbiens Präsidentschaftswahlen der mutmaßliche Drahtzieher des Attentats an Zoran Djindjic den Behörden stellt? Das ist kein Zufall. Die neue, nationalistische Regierung, die mit Hilfe von Milosevics Partei regieren muss, will deutlich machen, dass ihr am Gesetz gelegen ist, dass sie wenigstens den Mann fassen kann, der vor ihrer Nase herumlief – wenn sie schon, was Beobachter vermuten, einen „Nationalhelden“ wie den gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladic frei herumlaufen lässt. Wir sehen einem Balanceakt zu: Diese Regierung muss nach außen und nach innen verschiedene Signale senden. Sie will den Populismus einer Bevölkerung bedienen, die nach wie vor in einer Parallelwelt von Folklore und Verklärung lebt. Zugleich soll die Außenwelt sehen, dass Serbien bereit ist, Rechtsstaatlichkeit zu achten. Denn zum Ärger des Westens sitzen noch immer – und schon wieder – Mitglieder der mörderischen Nomenklatura aus Kriegszeiten in Schlüsselpositionen. Doch SerbienMontenegros Zukunft bleibt bedroht und bedrohlich, solange das Land nicht mit radikaler Klarheit in den Spiegel der Vergangenheit blickt. cf

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