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Dubai: Stunde der Wahrheit

Jahrelang sonnte sich Dubai in seiner Rolle als Traumfabrik für Superreiche. Nun wird klar: Das Emirat hat sich überhoben.

„Alles ist möglich“ schwebte wie ein heimliches Motto über dem winzigen Golfstaat. „Meine Vision“ übertitelte Staatschef Mohammed bin Raschid al-Maktum seine Autobiographie, die ihn endgültig zum unbestrittenen Guru aller glitzerverliebten Marktgläubigen machte. Egal, ob die erste künstliche Insel der Menschheit oder echtes Skilaufen in der Wüste, egal ob die größte Einkaufsmeile oder der höchste Wolkenkratzer der Welt – alles wurde stets in rekordverdächtigen Dimensionen und in atemberaubendem Tempo realisiert. In weniger als zwanzig Jahren formten der umtriebige Superscheich und seine Brüder aus dem verschlafenen Handelszentrum eine boomende globale Metropole, in der inzwischen 85 Prozent Ausländer leben.

Vor einem Jahr, als in der übrigen Welt bereits ein Börsencrash den nächsten jagte, feierte Dubai mit dem größten Feuerwerk der Menschheitsgeschichte noch seelenruhig die Vollendung seiner Palmeninsel. Heute kämpfen die Luxushotels mit Dumpingpreisen um die schrumpfende Kundschaft, verkaufen Immobilienbesitzer in Panik ihre überteuerten Villen, während die internationalen Spekulantennomaden längst weiter gezogen sind. Diese Woche schlug nun auch in Dubai die Stunde der Wahrheit. Das Emirat hat sich überhoben, aber es wird auf den Beinen bleiben. Denn Nachbar Abu Dhabi mit seinem vielen Öl zählt zu den besten Finanzadressen des Globus. Deren Herrscher werden den quirligen, kleinen Bruder zwar etwas zappeln lassen. Aber dann werden sie ihm aus der Klemme helfen - auch im eigenen Interesse.

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