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Meinung: Ein gemeiner Spaziergang Das Volk rückt Berlins Bankern auf die Pelle – zu Recht

Von Lorenz Maroldt Grunewaldspaziergang – das hört sich nett an. Ist es aber nicht.

Von Lorenz Maroldt

Grunewaldspaziergang – das hört sich nett an. Ist es aber nicht. Denn wenn die „Initiative Berliner Bankenskandal“ heute vor den Villen der Pleitemanager unter diesem Motto demonstriert, geht es natürlich nicht um Aufklärung, wie behauptet wird, sondern um eine drastische Form der Anklage. Das möchte man nun wirklich nicht selbst erleben, dass Hundertschaften vor dem eigenen Haus aufziehen. Das erinnert doch beklemmend an Lynchjustiz in schäbigen Western.

Aber mehr als ein bisschen Gebrummel war in der Stadt dagegen nicht zu vernehmen. Und dafür gibt es drei Gründe. Erstens: Die – um das Mindeste zu sagen – außergewöhnliche Dreistigkeit der Banker, das Geld der Allgemeinheit zu verprassen und dabei nicht unerhebliche Mengen auch in den eigenen Garten umzuleiten, rechtfertigt außergewöhnlich dreiste Gegenmaßnahmen. Das entspricht jedenfalls dem Gefühl der Allgemeinheit, die den Milliardenschaden in den kommenden Jahren abzutragen hat, während einige wenige noch auf Jahre hinaus von geliehener Großzügigkeit profitieren. Zweitens: die trotzige Uneinsichtigkeit der Betroffenen, die sich noch immer im Recht sehen und mit Anwalts Hilfe ihren kleinen, privaten Golfabschlagplatz zu verteidigen trachten. Drittens kommt der Protest vor den Villen denjenigen zugute, die das Desaster ahnungslos oder verantwortungslos, gleichwohl in verantwortlicher Stellung begleitet haben, aber keine Villa bekamen. Solange sich der Zorn auf die benannten Banker richtet, wohnen die anderen Pleitiers weiter gemütlich. So ist’s ihnen Recht.

Das vorgebliche Ziel der Initiative ist es, von den Verantwortlichen und Nutznießern Geld einzutreiben, um den Schaden zu mindern. Daraus wird wohl wenig bis nichts. Aber die Demonstranten erreichen womöglich etwas anderes: dass eine solch verheerende Misswirtschaft, um einmal mehr nur das Mindeste zu sagen, nicht länger und immer wieder nur als Künstlerpech abgebucht wird, sondern soziale Folgen hat – selbst wenn das kein Fall für den Staatsanwalt ist. Mal sehen, ob das nicht doch das Verantwortungsbewusstsein derjenigen stärkt, denen das Geld anderer Leute anvertraut wird.

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