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Meinung: Ein Gott zum Kuscheln

In den frühen Sandalenfilmen Hollywoods durfte Jesus nur von hinten gezeigt werden – das gebot damals die Pietät. Heute wird voll draufgehalten.

In den frühen Sandalenfilmen Hollywoods durfte Jesus nur von hinten gezeigt werden – das gebot damals die Pietät. Heute wird voll draufgehalten. Das Filmblut darf spritzen, grausiger als im härtesten Horrorfilm, denn es ist SEIN Blut, das Blut, das über uns kommt, das Blut, das uns erlöst. Der religiöse Kinogeher liebte einst den Schmachtfetzen, heute schätzt er den Schlachtfetzen, den SakralHorror von Mad-Max Mel Gibson, der sich als erleuchtet outete. Unvermeidlich, dass der heilige Blockbuster durch die Karfreitagspredigten heiliggeisterte: Der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner lobte ihn, weil er uns zeige, dass „unser Gott kein Kuschelgott“ sei, „sondern ein Gott, der uns blutvoll liebt“. Auch in der islamischen, ach so gottbeseelten Welt ist der Film ein Bestseller. Arafat sagte nach der Vorführung, dass die Palästinenser unter den Juden leiden, wie Jesus am Kreuz unter den Juden zu leiden gehabt habe. Die Darstellung der „blutvollen Liebe“ führt offenbar in einen Teufelskreis. Allen drei monotheistischen Religionen aber ist ein Bild gemeinsam: das Bild des guten Vaters, der nicht will, dass seine Kinder leiden. Das ist genau das, was der Erzbischof so abschätzig als „Kuschelgott“ abtut. Wir wollen ihn endlich einmal kennen lernen, unseren Kuschelgott! mel

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