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Meinung: Ein Krieg ohne Sieger

Von Gerd Appenzeller

Israels Kampf um die Befreiung oder Freilassung des von radikalen Palästinensern entführten Soldaten Gilad Schalit wird auf zwei Ebenen geführt, auch wenn die Regierung in Jerusalem dementiert, zweispurig zu handeln. Israel ist dankbar für die diskreten Vermittlungsversuche der ägyptischen Regierung, auch wenn sie diese nicht weiter kommentieren kann. Und natürlich wird der jüdische Staat inhaftierte Palästinenser und andere Araber freilassen, wenn dafür Gilad Schalit freikommt. Im Moment hoffen noch alle auf diesen relativ friedlichen Ausgang des Konflikts, an dem ja bemerkenswert ist, dass er bislang auf beiden Seiten zwar mit viel Spektakel, aber praktisch ohne Opfer geführt wird.

Der militärische Einsatz im Gazastreifen hingegen dient, anders als Ministerpräsident Ehud Olmert behauptet, nicht in erster Linie der Suche nach dem verschleppten israelischen Armeeangehörigen, sondern hat die weitgehende Zerstörung der Infrastruktur in der von den Palästinensern verwalteten Region zum Ziel. Natürlich kann man die Bombardierung des wichtigsten Kraftwerks und die Zertrümmerung aller Nord- Süd-Brückenverbindungen damit begründen, dies erschwere den Entführern eine Absetzbewegung. Aber mit der gleichen Argumentation kann die israelische Armee wieder, wie schon einmal, nun auch noch den Flughafen von Gaza mit Bulldozern verwüsten. Nein, mit diesen Schikanen soll der palästinensischen Zivilbevölkerung demonstriert werden, dass Israel die Hamasregierung so lange wie Terroristen behandeln wird, wie sich die hinter ihr stehenden politischen Kräfte nicht von der Gewalt distanzieren.

Das Fatale an dem anhaltenden Zustand der Gewalt und dem Fehlen jeglicher diplomatisch-konstruktiver Haltung auf beiden Seiten ist die Unauflösbarkeit des Konfliktes. Israel wird dank seiner überragenden militärischen Kraft jeden Waffengang erfolgreich beenden. Aber es wird ohne Frieden bleiben, solange die palästinensische Seite nicht die Chance eines in sich arrondierten und funktionsfähigen Staatsgebildes sieht. Mit jeder neuen israelischen Aktion wächst eher die Gefahr, dass es auch in Nahost zu einer Irakisierung der Lage kommt.

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