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Meinung: Ein neues Bild von Steinbrück

Der SPD-Kanzlerkandidat zeigt sich in „Stinkefinger“-Pose – nicht alle finden das lustig.

Berlin - Nach anfänglichem Entsetzen über ein Bild, das ihren Spitzenkandidaten in einer Pose mit „Stinkefinger“ zeigt, hat sich die SPD vor Peer Steinbrück gestellt. Der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sagte dem Tagesspiegel auf Anfrage: „Er hat in einem ironischen Foto-Interview auf ironische Weise Emotionen gezeigt.“ Das war die offenkundig in der SPD-Spitze mit Steinbrück verabredete Lesart.

Der Kandidat selbst äußerte sich am Rande einer Wahlveranstaltung in München, befragt von ARD und ZDF, ganz ähnlich. Er verwies auf das ironische-satirische Format, in dem die Bilder erschienen seien. In seinem Twitter-Account sprach er vorher von „Klartext“, der „nicht immer Worte braucht“. Das gilt laut Steinbrück dann, „wenn man ständig auf olle Kamellen statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird“.

Bei dem Format handelt es sich um „Sagen Sie jetzt nichts“ im „SZ-Magazin“, bei dem Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen auf mimische Art und Weise ohne Worte ein Interview geben sollen. Steinbrück antwortet auf die Frage nach seinen Spitznamen, die ihn mit Pannen in Verbindung bringen. Hinzu kommen wertende Posen zur Führungsfähigkeit von Kanzlerin Angela Merkel, zu Vizekanzler Philipp Röslers Einschätzung von ihm und zu den Grünen für den Fall, dass sie entgegen ihrer Beteuerungen nach der Wahl doch in eine Koalition mit der CDU einträten. Sehr persönlich zeigt der SPD-Spitzenkandidat auf den Fotos, wie er seine Ehe sieht und ob er ein Unterhemd trägt.

Die CDU-Spitze verzichtete über Stunden demonstrativ auf einen Kommentar. Sie wollte, wie zu hören war, die Bilder für sich sprechen lassen. Auch Nachfragen bei dem etwaigen Koalitionspartner der SPD, den Grünen, blieben offiziell unbeantwortet. „So etwas geht nicht. Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat“, kritisierte hingegen Rösler am Rande des FDP-Wahlkonvents in Mainz. Der Chef der hessischen Freidemokraten, Jörg Hahn, twitterte: „Ein Stinkefinger ist nicht lustig. Ein Bundeskanzlerkandidat sollte Vorbild sein.“

Die bildlichen Antworten nach dem „Sagen Sie jetzt nichts“-Interview wurden autorisiert. Steinbrücks Sprecher sprach sich im kleinen Kreis gegen das umstrittene Foto aus, der Kanzlerkandidat gab es frei. „Nein, das ist okay so“, sagte er laut Begleittext des „SZ-Magazins“.

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