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Meinung: Ein Sieg des Falschen über das Vage Warum Schröder beim Thema Irak gegen Stoiber gewann

Von Bernd Ulrich Diesmal hat der Kanzler das Duell gewonnen. Und damit vielleicht eine Trendwende für den Wahlkampf geschafft.

Von Bernd Ulrich

Diesmal hat der Kanzler das Duell gewonnen. Und damit vielleicht eine Trendwende für den Wahlkampf geschafft. Womit hat er das bloß verdient? Die charismatische Differenz zwischen Stoiber und Schröder ließ sich besonders gut am Schlagabtausch der beiden zum Thema Irak ablesen.

Der Kanzler vertrat hier wieder seine strikte Position: Er will unter keinen Umständen eine militärische Intervention. Das gefällt der Mehrheit der Deutschen, weil sie auch gegen den Krieg ist. Und weil sie sich über die Kosten des strikten Neins zur Zeit keine Gedanken machen. Das tun sie deswegen nicht, weil niemand von Rang ihnen sagt, was falsch sein könnte an Schröders Politik. Auch nicht der Kandidat.

Stoiber fiel beim Duell nicht mehr ein, als den Kanzler aufzufordern, mal mit Bush zu telefonieren. Der Kandidat selbst sagte, er wolle eine Drohkulisse gegen Saddam, aber keinen Krieg. Die Moderatorinnen hakten nicht nach, doch die Frage liegt auf der Hand: Was würde Stoiber tun, wenn Saddam trotzdem nicht nachgibt? Er müsste die Drohung wahr machen, also militärisch intervenieren. Dazu schwieg er jedoch. Stoiber traute sich nicht, die undiplomatische Diplomatie des Kanzlers zu attackieren, weil er selbst keine Position beziehen möchte. Das soll ein bürgerlicher Politiker sein? Wegen der Vagheit des Kandidaten konnte Schröder gewinnen. Er wirkte entschiedener, logischer, mutiger. Dabei hätte Stoiber ein „Ja“ klug einschränken können.

Obwohl Schröder die Irak-Frage nun wirklich auf falsche Weise angeht. Wie falsch, das zeigte sich gestern, als der französische Präsident einen klugen Vorschlag machte, der auch die USA einbinden könnte. Chirac möchte die Uno auf zwei Irak-Resolutionen festlegen. Die erste enthielte ein Ultimatum, die zweite drohte weiter gehende Maßnahmen an, wenn Saddam nicht nachgibt. Diesen Vorschlag könnte, ja müsste Deutschland unterstützen, schon im Interesse der europäischen Einheit. Doch das kann die Bundesregierung nun nicht, weil sie sich festgelegt hat, dass zu diesen weiter gehenden Maßnahmen keinesfalls militärische Interventionen gehören dürfen. Dabei geht die eigentliche Frage doch darum, ob es nach Ablauf eines Ultimatums militärische Schläge zum Zwecke der „heißen Abrüstung“ gibt – oder aber eine Invasion zum Sturz von Saddam. Schade, dass Schröder keine Opposition hat.

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