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Ein Zwischenruf zu den …: ...Erzieherinnen

Ursula Weidenfeld über ein Land, das Geld von seinen Kindern nimmt.

Selten hat es eine Lohnbewegung gegeben, die sich breiterer Zustimmung erfreut hätte als der Kampf der Kindergärtnerinnen in den vergangenen Wochen: Für mehr Lohn, für mehr Personal und für weniger Lärm gingen die Betreuer auf die Straße. Sie bekamen prominente Unterstützung: Die Bundesfamilienministerin findet, dass Kindergärtnerinnen für ihre wichtige Arbeit wirklich mehr Geld haben sollten. Die Gewerkschaften und die SPD haben das schon immer gewusst. Die Grünen rufen in Gestalt von Renate Künast aufmunternde Worte, und selbst die streikgeplagten Eltern ringen sich noch freundliche Zustimmung ab.

Warum eigentlich verdienen die Kindergärtnerinnen dann so schlecht? Wenn das ganze Land der Meinung ist, dass sie schon lange hätten mehr haben sollen, dann müssten sie doch schon lange besser bezahlt sein. Sind sie aber nicht. Warum nicht? Weil es in normalen Zeiten nicht geht. Da weiß man, dass mehr Gehalt auf der einen Seite höhere Kosten auf der anderen Seite verursacht. Die meisten Eltern aber wollen oder können für die Kinderbetreuung nicht mehr bezahlen. Die meisten Städte und Gemeinden können oder wollen auch nicht mehr bezahlen. Also können die Kindergärtnerinnen in normalen Zeiten auch nicht deutlich höhere Gehälter bekommen.

Aber was ist jetzt anders? Woher kann das Geld jetzt kommen? Nun, es ist ganz einfach: Man nimmt es von den Kindern selbst. Man macht einfach ein paar mehr Schulden. Schließlich ist es doch nur zum Besten der Kleinen, wenn sie eine gute Kindergartenzeit mit Bildung und Sprachförderung erhalten. Da ist es doch auch nur recht, sich noch einmal ein klitzekleines zusätzliches Defizit in den öffentlichen Haushalten zu genehmigen. Wer Banken rettet, der soll nicht sagen, er habe kein Geld für Kindergärtnerinnen! Die Schulden können die Kinder, wenn sie groß geworden sind, locker ablösen. Sie sind dann schließlich besser gebildet von motivierten Kindergärtnerinnen und dürften entsprechend mehr verdienen als die Vorgängergenerationen. Die wurden schließlich durch lieblose Kindergärten mit ungebildetem Personal geschleust. Und die Eltern, die Familienministerin, die Bürgermeister, die Gewerkschaften und die SPD? Die haben sich für eine echt gute Sache eingesetzt, ohne dass sie selbst auch nur auf einen Euro verzichten mussten. Genial. So wird Deutschland kinderfreundlich. Ganz sicher.

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