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Ein Zwischenruf zu den …: … Griechen

Den Griechen wird geholfen. Nur: ob die Milliardenkredite ihnen tatsächlich helfen, ist nicht sicher.

Den Griechen wird geholfen. Nur: ob die Milliardenkredite ihnen tatsächlich helfen, ist nicht sicher. Wir wissen nicht einmal, ob der Euro dadurch stabiler wird. Empfehlungen, Griechenland aus der Eurozone herauszuwerfen oder austreten zu lassen, oder eine Umschuldung zu versuchen, sind im Prinzip richtig. Sie helfen nur jetzt nicht. Denn jetzt geht es nicht mehr um Griechenland. Jetzt geht es um den Euro, die Länder der Eurozone, um Deutschland.

Würde Griechenland austreten aus der Währungsunion und seine Schulden nicht mehr voll bezahlen, wäre dem Land erst einmal geholfen. Dem Euro aber nicht. Dieselben Fragen, die man heute den Griechen stellt, müssten sich Portugiesen, Spanier, Iren und Italiener gefallen lassen. Die Zinsen für alle Staatsanleihen der Euroländer würden steigen. Der Euro würde zerbrechen. Dasselbe gilt, wenn man Griechenland aus der Währungsgemeinschaft verjagen würde. Die Eurozone muss Griechenland daher vorerst aus der Schuldenfalle befreien. Sie muss hoffen und beten, dass es dabei bleibt und dass nicht morgen die anderen Schuldenländer dasselbe Blutbad erleiden müssen. Das steht Griechenland in den kommenden Jahren bevor. Der Sanierungskurs muss so bitter sein, dass niemand sonst auf den Gedanken kommt, es könnte angenehmer sein, sich den Konsolidierungskurs von Europa diktieren zu lassen, als ihn den eigenen Wählern zu erklären.

Im nächsten Schritt wird sich Europa auf eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik verständigen müssen. Das ist der zweite Teil des Versprechens der Politiker, das mit der Einführung des Euro gegeben – und nie gehalten wurde. Ohne eine gemeinsame Politik aber werden am Ende immer die Schummler belohnt. Europa hat harte Jahre vor sich. Wohlstandsverluste sind unausweichlich – es sei denn, die Weltwirtschaft nimmt nun so schnell Fahrt auf, dass das Wirtschaftswachstum in Europa stark genug wird, die neuen Lasten aus dem Zuwachs zu finanzieren.

Dies ist die größte und gewagteste währungspolitische Wette, seit Ludwig Erhard mit der Währungsreform im Juni 1948 die Preise freigab. Erhard gewann die Wette erst Jahre später: als nach dem Ausbruch des Koreakriegs Anfang der 50er Jahre die Weltwirtschaft eine enorme Nachfrage nach Stahl und Maschinen entwickelte – und Deutschland zum Exportstar wurde. Ob die Euro-Wette gut ausgeht, entscheidet sich wieder an der Weltwirtschaft. Alle Wachstumsskeptiker müssen vorerst schweigen. Denn aus diesem Desaster helfen nur drei Dinge: Wachstum, Wachstum, Wachstum.

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