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Meinung: Eine Frage der Kultur

AMERIKA UND DIE MUSEUMSPLÜNDERUNG IM IRAK

Weder die Untaten werden bestritten, noch das Versagen der USArmee. Und doch liegen die Urteile über die Plünderung Bagdader Museen himmelweit auseinander: monströses Kriegsverbrechen oder kaum vermeidbare Folge der Ausnahmesituation? Einige der ältesten Zeugnisse der Menschheit sind unrettbar verloren, die Gefährdung war absehbar, Amerika hatte die Pflicht, Militär zum Schutz abzustellen, empören sich die Kritiker; das Ölministerium wird bewacht, nicht aber das Weltkulturerbe. Es war noch dringender, die eigene Truppe vor Anschlägen zu schützen, die Zivilbevölkerung mit Nahrung und Wasser zu versorgen und Krankenhäuser zu sichern, verteidigen US-Politiker ihre Soldaten; und was berechtigt Gesellschaften, die Beutekunst in ihren Museen zurückhalten, zu diesem moralischen Ton? Geklaut haben in Bagdad nicht die Sieger. Solches Abwägen ist nötig, wird die Kluft aber nicht schließen. Weder Kultur noch Öl lassen sich gegen Menschenleben aufrechnen. Kultur ist aber nicht nur eine schöne Dreingabe, wenn Sicherheit und Auskommen garantiert sind. Der Westen hat den Anspruch, mit seiner Politik kulturelle Werte zu verteidigen. Auch George W. Bush. Das gibt der Debatte um die Kulturvernichtung in Bagdad ihre Schärfe. cvm

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