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Meinung: Eine ganze Masse Verhandlung

ZWICKELS BÜNDNIS FÜR ARBEIT

Klaus Zwickel ist zerknirscht. Sein Kind, so sagt der IG MetallChef, sei leider missraten. Er meint damit das Bündnis für Arbeit, das er im Herbst 1995 erfand. Mehr als sieben Jahre sind vergangen, Zwickel ist seitdem kahler geworden und die hohe Stirn besteht nur noch aus Falten. Mit großem Ballyhoo haben die Bundeskanzler Kohl und Schröder die Bündnisrunden inszeniert. Mit welchem Ergebnis? Die Arbeitslosigkeit ist heute höher als damals. Zwickel möchte deshalb auf ein weiteres Bündnisspektakel verzichten – es sei denn, alles wird anders. Also so, wie er sich das vorstellt. Konkret sollen sich die Arbeitgeber verpflichten, in diesem Jahr jedem Bewerber einen Ausbildungsplatz anzubieten. Klappt das nicht, greift der Gesetzgeber ein: Betriebe, die nicht ausbilden, müssen eine Umlage zahlen, mit der wiederum Lehrstellen finanziert werden können. Diese Forderung ist schlicht unverschämt, weder Arbeitgeber noch Politiker können ihr nachkommen. Es sieht so aus, als wolle Zwickel dem halb toten Bündnis den letzten Rest geben. Aber das ist ein Irrtum. Zwickel ist ein alter, schlauer Fuchs, der sich eine Verhandlungsposition mit Verhandlungsmasse aufbaut. Nur, wozu? Um die Arbeitslosenzahlen zu senken? Die sind unter anderem auch deshalb so hoch, weil die Gewerkschafter viele sinnvolle Reformideen abgeblockt haben. Kompromissbereitschaft und Reformeifer sind gefragt, statt Verhandlungsmasse. Sonst landet das Kind endgültig im Brunnen. alf

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