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Meinung: Eine Lobby macht noch keinen Meister

Der Bundesrat hat die Liberalisierung der Handwerksordnung abgelehnt – ein Fehler

Im Handwerk bleibt vorerst alles beim Alten – und das ist schlecht. Die kleine und die große Novelle der Handwerksordnung – sie wurden im Bundesrat abgelehnt. Warum? Mit einem Ja der Länderkammer wären gleich eine ganze Reihe erprobter Privilegien gekippt worden. Vor allem das gut organisierte Kartell der etablierten Meisterbetriebe würde geknackt. Da ist Widerstand programmiert, auch wenn sich sonst – natürlich und grundsätzlich immer – alle einig sind, dass sich auf dem überregulierten deutschen Arbeitsmarkt etwas ändern muss.

Die Handwerkslobby hat im Bundesrat Druck gemacht. Und gewonnen. Vorerst verloren hat Wirtschaftsminister Clement. Der wollte dafür sorgen, dass künftig Menschen ohne reguläre Berufsausbildung einfache handwerkliche Tätigkeiten als freies Gewerbe ausüben können. Das sollte auch den gerade eingeführten Ich-AGs Beschäftigungsfelder eröffnen, die ihnen bisher verschlossen sind. Denn heute werden diese Arbeiten nicht von Meisterbetrieben, sondern meist von Schwarzarbeitern erledigt. Durch die Liberalisierung der Handwerksordnung und durch das Vorhaben, Schwarzarbeit künftig strafrechtlich zu verfolgen, sollen nicht ehrliche Handwerksbetriebe aus dem Markt gedrängt werden. Sondern die Anreize und der Druck auf Schwarzarbeiter und deren Auftraggeber sollten steigen, sich ehrlich zu machen. Dagegen kann niemand etwas haben. Auch das etablierte Handwerk nicht.

Schwerer wiegt der Vorwurf, dass der Anreiz sinkt, Lehrlinge auszubilden, wenn der Meisterzwang in einigen Berufen fällt. Die Azubis könnten sich schon nach wenigen Wochen davonmachen und auf eigene Rechnung arbeiten, fürchten die Skeptiker. Nur, dass schon heute viele Lehrlinge ihre Ausbildung abbrechen – und jetzt überhaupt keine berufliche Perspektive haben.

Ein bisschen mehr Selbstvertrauen hätte man den Handwerksmeistern schon zugetraut. Denn den Unterschied zwischen einer Meisterleistung und einer Hilfsarbeit kann jeder Verbraucher erkennen. Und dass er ihn wieder schätzen lernt, ist die eigentliche Aufgabe für die Handwerkslobby.

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