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Meinung: Eine Stufe nach der anderen

Von Malte Lehming

Diktatoren herrschen oft lange. Das verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber demokratischen Regierungen. Beharrlich, ja stur können sie ihre Pläne verfolgen, ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf Wahlen, Stimmungen, Koalitionspartner. Zwei Regime sind, nach dem Irakkrieg, von der „Achse des Bösen“ geblieben – Nordkorea und Iran. Beide wollen die Atombombe, beiden will der Rest der Welt sie verwehren. Aber wer ist dieser Rest? USA, China, Russland, Europa: Überall geht es auch um eigene, mitunter sehr egoistische Interessen. Das macht das Schmieden einer Front äußerst schwierig. Außerdem beherrscht das Disparate, der Streit, stets die Schlagzeilen.

Bemerkenswert aber ist auch das Gegenteil, die überraschende Geschlossenheit der Restwelt. Wer sich noch an die Proteste erinnert, den der Begriff von der „Achse des Bösen“ vor wenigen Jahren hervorrief, ist über den Konsens erstaunt, mit dem diese Klassifizierung inzwischen geteilt wird. Von Teheran und Pjöngjang geht derzeit die größte Gefahr für den Frieden aus: Das wird kaum noch bestritten. Von Washington und London ohnehin nicht, aber auch nicht mehr in Paris, Brüssel, Berlin, Moskau und Peking. Entsprechend nervös sind Mahmud Ahmadinedschad und Kim Jong Il. Das zeigen sie in einer Mischung aus Übermut, Aggressivität und Größenwahn. Mit beiden Fällen befasst sich der UN-Sicherheitsrat. Nordkorea wurde gerade eindringlich vor einem Atomtest gewarnt, der Iran muss mit einer weiteren Resolution sowie Sanktionen rechnen.

Es gibt gute Gründe, das alles für zu wenig zu halten. Geschlossenheit, Geduld und Kontinuität aber sind Werte, die mehr nützen als Aktionismus. Nur durch sie gleicht die Restwelt den strategischen Vorteil von Diktaturen aus. Denn auf zwei Hoffnungen gründen sich die Ambitionen der atomgierigen Machthaber: entweder außerhalb des internationalen Rampenlichts agieren oder ihre Gegner spalten zu können. Beide Hoffnungen werden ihnen Woche für Woche, Monat für Monat genommen. Der Preis dafür besteht in der Dauer der Auseinandersetzung. Quälend langsam zieht sie sich hin. Doch das hat der Antiatom- mit dem Antiterrorkampf gemeinsam. Sie sind auf Jahre oder gar Jahrzehnte angelegt, und schnelle Erfolge gibt es nicht.

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