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Meinung: Eine Welt

SCHRÖDERS TEILNAHME AM D-DAY-ZEREMONIELL

Helmut Kohl, der große Europäer und Atlantiker, war 1994 tief betroffen, als ihn der französische Staatspräsident François Mitterrand nicht zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50. Gedenkens an den DDay einlud. Die ehemaligen Weltkriegsalliierten waren an jenem 6. Juni in der Normandie unter sich geblieben. Die Zeit für eine Teilnahme eines Repräsentanten Deutschlands, des Kriegsgegners von einst, schien ihnen damals noch nicht opportun. 2004 haben sich die Zeichen der Zeit verändert. Gerhard Schröder, Jahrgang 1944, hat an den Zweiten Weltkrieg keinerlei Erinnerung. Er steht in jeder Beziehung für das Nachkriegsdeutschland. Vor allem aber hat sich dieses Deutschland verändert. Bei internationalen Einsätzen zur Verteidigung des Friedens und gegen mörderische Regime standen und stehen deutsche Soldaten Seite an Seite mit denen der Länder der Anti-Hitler-Koalition der Jahre zwischen 1939 und 1945. Die Bundesrepublik ist ein Teil jener „einen Welt“ geworden, die sich im Auftrag und im Geist der Vereinten Nationen der Verteidigung der Menschenrechte verpflichtet fühlt. Auch Helmut Kohl dachte 1994 vermutlich nicht anders. Aber in seiner Regierungszeit war das Land noch nicht reif und vor allem innerlich nicht gefestigt genug für die Übernahme internationaler militärischer Verantwortung. Wenn Schröder jetzt zusammen mit Chirac und Blair am Strand der Normandie stehen wird, geht damit auf eine besondere Weise auch die Nachkriegsära zu Ende. apz

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