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Meinung: Einer fliegt bestimmt

Hartmut Mehdorn legt mit dem BER am Nordpier los – er nennt Termin und Zahlen.

Nun also der 1. Juli 2014. An jenem Dienstag will Flughafenchef Hartmut Mehdorn das erste Flugzeug am neuen Flughafen BER abheben lassen. Im Probebetrieb, aber mit Passagieren. Nutzen will er das sogenannte Nordpier, das als Wartebereich für die Gäste der Billigfluglinien konzipiert war. Aber keineswegs billig wird diese Minivariante des künftigen BER werden: Fünf bis sieben Millionen Euro sollen die notwendigen Umbauten kosten. Und später muss ein Großteil davon wieder entfernt werden.

Mehdorn ist sich sicher, dass er mit diesem Minibetrieb viele Teile der vernetzen Anlagen des BER in der Praxis erproben kann, auch wenn am Nordpier höchstens zehn Maschinen am Tag starten und landen sollen. Den Aufsichtsrat, der das Geld bewilligen muss, hat er damit noch nicht überzeugt. Auf der nächsten Sitzung im März muss Mehdorn ein schlüssiges Konzept vorlegen, wenn er seine Idee, in die er sich verliebt hat, umsetzen will. Und die Mitglieder des Aufsichtsgremiums sind seit den unendlichen Pleiten um den BER inzwischen immerhin auch gegenüber der Geschäftsleitung misstrauischer geworden.

Auch rechtlich hat Mehdorn den Probebetrieb noch nicht in der Tasche. Die Flughafengesellschaft hat erst kurz vor Weihnachten die Genehmigungsanträge eingereicht. Angesichts der Pannen der Vergangenheit wird diese Selbstverständlichkeit auf einer normalen Baustelle schon als Erfolg gewertet. Noch euphorischer werden einige, weil die Genehmigungsbehörde die Unterlagen bereits als vollständig bezeichnet hat. So weit ist es mit dem Projekt gekommen, dass schon solche Schritte, die man schlicht erwartet, etwas besonders Gelungenes zu sein scheinen. Wahrscheinlich wird es die Genehmigung auch geben.

Schwieriger wird es für Mehdorn bei seinem zweiten Ziel: der Sanierung der nördlichen Start- und Landebahn. Auch hier will er mit den Arbeiten im Juli beginnen, weil alles mit allem zusammenhinge. Und erneut nennt Mehdorn nicht nur einen Termin, sondern auch eine Zahl, ohne die Voraussetzungen geschaffen zu haben.

Rund 40 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten – finanziert über einen Kredit, wie der Aufsichtsrat vorgegeben hat. Noch hat Mehdorn nicht gesagt, ob er eine Bank gefunden hat, die das Geld herausrückt. Und auch die Landesregierung in Potsdam hat er noch nicht hinter sich. Diese will bisher den Betrieb auf der für den BER neu gebauten Südbahn nur zulassen, wenn die dann neu betroffenen Anwohner Lärmschutz erhalten haben. Dies dürfte bis zum Sommer nur mit einem kleinen Wunder zu schaffen sein.

Ein besonderer Trick ist ohnehin erforderlich. Mehdorn will die vier Kilometer lange Bahn nur für maximal 3600 Meter freigeben, um Tegel nicht vorzeitig die Luft zu nehmen. Der Flughafen muss nach dem vorliegenden Schließungsbeschluss spätestens ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme beider Bahnen in Schönefeld „auf voller Länge“ den Betrieb aufgeben. Nicht auszuschließen ist, dass sich ein Gericht mit diesen juristischen Winkelzügen beschäftigen muss.

Hartmut Mehdorn hat kräftigen Gegenwind, egal wohin er sich wendet. Möglicherweise muss er auch diesen Ministart abbrechen. Und dann fliegt am BER wahrscheinlich doch noch was. Aber gewiss kein Flugzeug.

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