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Meinung: Einer rechts, eine links

Von Albrecht Meier

Die eigentliche Überraschung bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich besteht darin, dass es keine Überraschung gab. Die Wähler, angeblich wankelmütig und unberechenbar, haben am Sonntag den Konservativen Nicolas Sarkozy und die Sozialistin Ségolène Royal in die Stichwahl um das Präsidentenamt geschickt. Damit kommt es in zwei Wochen zu genau jenem Duell, das die meisten Umfrage-Institute in den vergangenen Monaten vorhergesagt hatten. Weil sie eine böse Überraschung wie bei der letzten Wahl vor fünf Jahren vermeiden wollten, haben die Franzosen diesmal dem Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen den Einzug in die Stichwahl versperrt.

Wenn die zweite Runde am 6. Mai gelaufen ist, wird auf den langjährigen Amtsinhaber Jacques Chirac entweder ein 52-Jähriger oder eine 53-Jährige im Elysée-Palast nachfolgen. Dass es mit der Wahl zu einer deutlichen Verjüngung an der französischen Staatsspitze kommen würde, war allerdings absehbar. Und so muss man sagen: Allzu großen revolutionären Elan haben die Franzosen bei dieser Wahl nicht gezeigt. Sie gaben in der Mehrheit dem gewohnten Links-Rechts-Schema folgend entweder dem ehemaligen Innenminister Sarkozy oder der Sozialistin Royal ihre Stimme.

Der plötzliche Zuwachs an Popularität, den der Zentrums-Kandidat François Bayrou vor zwei Monaten in den Umfragen erlebte, erwies sich nicht von Dauer. Zwischenzeitlich mögen viele Konservative, denen Sarkozy zu machtbewusst erscheint, und viele Sozialisten, die bei der Kandidatin Royal vergeblich ein präzises Programm suchen, mit dem sympathischen Kleinbauern-Sohn Bayrou geliebäugelt haben. Am Ende hat sie aber wohl die Aussicht auf unklare Regierungsverhältnisse davon abgeschreckt, ihn auch wirklich zu wählen. Bayrou verfügt über keine Machtbasis in Frankreichs Parlament – und das dürfte in den Augen vieler Franzosen letztlich gegen ihn gesprochen haben.

So liegt das eigentlich Bemerkenswerte dieser Wahl in der Schlappe, die der Rechtsextreme Le Pen einstecken muss. Der Kandidat der rechtsextremen Front National, der seit 1988 aus jeder Wahl gestärkt hervorging, bekam diesmal seine Grenzen aufgezeigt. Le Pen hat seinen Meister in Sarkozy gefunden, der während des Wahlkampfs immer wieder mit markigen Sprüchen am rechten Rand auf Stimmenfang ging. Die Strategie des Kandidaten der bürgerlichen Regierungspartei UMP, im Le-Pen-Lager Stimmen zu sammeln, ohne in der Mitte allzu viele Wähler zu verlieren, ist aufgegangen. In die Stichwahl in zwei Wochen geht Sarkozy als Favorit.

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