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Barbara John war von 1981 bis 2003 Ausländerbeauftragte des Berliner Senats.

© TSP

Ein Zwischenruf zu …: … Breivik

Schweigt Breivik endlich tot. Ende, Aufhören, Schluss mit der breiten medialen Berichterstattung über den Prozess, der dem 77-fachen Massenmörder derzeit in Oslo gemacht wird.

Schweigt Breivik endlich tot. Ende, Aufhören, Schluss mit der breiten medialen Berichterstattung über den Prozess, der dem 77-fachen Massenmörder derzeit in Oslo gemacht wird. 1400 Journalisten aus aller Welt, die weit über 200 Print- und TV-Redaktionen vertreten, schildern ausführlich in Bild und Wort die Glaubensbekenntnisse dieses Mannes. Warum? Wozu? Was soll damit gewonnen werden?

Ein Mann, der massenhaft Menschen ums Leben brachte, damit seine Ideen leben, an Größe gewinnen und sich ausbreiten. Was um Himmelswillen soll der uns zu sagen haben? Und mit dem Medienhype um seine Person wächst nicht nur die Abscheu, sondern auch die Zahl der Fans. Täglich mehr bekennen sich im Internet zu seinen Überzeugungen, heißen zwar die Taten (öffentlich) nicht richtig. War nicht schon das vor dem Massaker veröffentlichte „Manifest“ zu viel an kranken, menschenfeindlichen Gedanken? Allein, es war vom Format her (1500 Seiten) unverdaulich. Wer wollte sich das damals antun? Noch gab es ja auch keine Opfer. Doch jetzt ist alles anders. Wir kennen die Zahl der Ermordeten. Wir wissen von den Höllenqualen durch Überlebende. Wir wissen um die Verzweiflung der Angehörigen. Und dann investieren wir Zeit und Energie auf das Innenleben des Verursachers, wohl wissend, dass es nichts zu verstehen geben kann.

Wenn es im Medienzeitalter jemals eine gedruckte oder gefilmte Show gab, der wir uns verweigern sollten, dann dem Auftritt von Breivik. Dass viele Medien unterschiedslos jede Show liefern, die sie kriegen können, gehört zu ihrer zügellosen Würdelosigkeit unter dem Deckmäntelchen der Chronistenpflicht und des Unterhaltungsauftrags. Von ihnen haben wir also noch mehr Breivik zu erwarten. Sie werden weiterhin die Kameras auf ihn richten und ihm die Mikrofone hinhalten. Damit hat er gewonnen. Denn dafür hat er gemordet, dafür lebt er und genießt seine Auftritte. Die zivilisierte Welt hat die Todesstrafe abgeschafft. Zu Recht. Aber das wäre nicht einmal die Bestrafung, die er am meisten fürchtet. Die haben wir in diesem Fall sogar noch in der Hand, wären wir nur entschiedener, nämlich diesen Menschen totzuschweigen.

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