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Barbara John, Tagesspiegel-Kolumnistin und frühere Ausländer-Beauftragte des Berliner Senats.

© dpa

Ein Zwischenruf zu den Banken: Ein klassisches Kartell

Das Bankgewerbe kommt an klaren Gesetzen nicht so leicht vorbei. Das hat die EU gerade bewiesen. Gut gemacht, auch dafür wird Europa gebraucht

Wir alle sind auf Banken angewiesen, beispielsweise schon bei Lohn- und Rentenzahlungen. Diese Abhängigkeit braucht Vertrauen. Wir erwarten eine makellose Führung unserer Konten, und wenn wir beispielsweise Kredite oder Hypotheken aufnehmen müssen, zahlen wir selbstverständlich Zinsen für die entstandenen Kosten.

Wenn’s doch so bloß so klar und redlich zuginge. Seit spätestens 2008, dem Jahr der Bankenkräche, wissen wir, dass viele Geldhäuser, besonders die Großbanken, solches Grundvertrauen nicht verdienen. Für sie scheint nur der eigene monetäre Verdienst zu zählen. Unser Vertrauen ist ihnen schnuppe. Denn ohne sie geht es ja nicht. Die Schuldigen wurden damals von der Politik zwar ein wenig an die Leine genommen (durch die Erhöhung der Eigenkapitalquote). Aber ziemlich sanft, ein Nasenstüber, keine Strafen, keine dauerhaften Kontrollen. Schließlich kennt man sich gut. Großbanker sind begehrte Gesprächspartner im Kanzleramt und in Ministerien und Spitzenpolitiker gefragte Redner bei Bankenevents. Nein, Korruption ist das nicht, aber dabei geht leicht die notwendige innere und äußere Distanz verloren.

Die EU kann da viel unsanfter reagieren. Und das hat sie vor wenigen Tagen getan, als sie sechs europäischen Großbanken Strafen in Höhe von 1,7 Milliarden aufbrummte. Die Deutsche Bank war mit 725 Millionen Bußgeld die Nummer eins. Alle erwischten Häuser hatten abgesprochen, bankeninterne Basiszinssätze einfach gemeinsam festzusetzen, statt die tatsächlichen (niedrigeren) Kosten zu ermitteln (ähnlich wie Ölkonzerne beim Benzinpreis). Mit einem Federstrich ergaunerten sie so Milliardengewinne. Das Nachsehen hatten die Kunden: keine Auswahl mehr, sie zahlten für ihre Kredite einen höheren Zins und die Banken mussten keine Konkurrenz fürchten. Ein klassisches Kartell!

Wie lassen sich Manipulationen im Bankgewerbe verhindern? Appelle, Zeigefinger? Das erzeugt bei Kapitaleliten oft nur die üblichen Verachtungsposen gegenüber den „kleinen Leuten“. Was verstehen die Kläffer mit dem Kleingeld schon von der Welt des großen Geldes?

Das Gewerbe kommt aber an klaren Gesetzen und sorgfältigen Kontrollen nicht so leicht vorbei. Das hat die EU gerade bewiesen. Gut gemacht, auch dafür wird Europa gebraucht.

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