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Ein Zwischenruf zum …: … Euro

Chefvolkswirt Jürgen Stark hat spätestens zum Ende des Jahres bei der Europäischen Zentralbank gekündigt. Das ist ein Signal.

Chefvolkswirt Jürgen Stark hat spätestens zum Ende des Jahres bei der Europäischen Zentralbank gekündigt. Das ist ein Signal. Stark hat sich mit dem Rest der EZB wegen des Ankaufs von Staatsanleihen zerstritten. Er hält es für falsch, dass die EZB ihre neutrale Position aufgibt und massenweise Anleihen kauft. Bank-Präsident Jean-Claude Trichet und die anderen Mitglieder des Direktoriums sehen jedoch darin den einzigen Weg, einer Verschärfung der Krise vorzubeugen. Stark und Weidmann haben recht.

Deutschlands Haltung zum Euro sei verantwortungslos, egoistisch und von keinerlei Sachverstand geprägt. Deutschland müsse endlich seine Verantwortung wahrnehmen. So oder so ähnlich tönt es seit Monaten aus dem Lager ausländischer Regierungschefs, Kommissionspräsidenten, Oppositionspolitiker und Wirtschaftsbosse. Wenn aber alle einer Meinung sind, muss etwas grundlegend schieflaufen.

All den Kritikern der deutschen Bedenken ist es gelungen, ihr eigenes Interesse zur Schicksalsfrage Europas zu adeln. Die deutschen Banken haben reichlich Außenstände im Süden Europas – aber ist es im Interesse Deutschlands, den Banken diese Schulden zum Nulltarif zu garantieren? Die deutsche Wirtschaft profitiert vom Euro – aber ist das Interesse der deutschen Wirtschaft notwendigerweise das der Allgemeinheit? Ist es im Interesse Europas, dass Deutschland den Euro zu jedem Preis garantiert?

Der deutsche Steuerzahler dürfte das Interesse der Allgemeinheit differenzierter interpretieren. Die Arbeiter und Angestellten in Deutschland beispielsweise haben seit der Einführung des Euro nicht profitiert. Sie haben Lohnsteigerungen gegen Arbeitsplätze getauscht und so entscheidend dazu beigetragen, dass das Land wettbewerbsfähig geworden ist. Sie werden die Bankenrettung des Jahres 2008 bezahlen, die Rettungsschirme für Griechenland, Portugal und Irland, und den dauerhaften Stabilitätsmechanismus. Das Novum der Finanzkrise, dass nicht mehr die Reichen im Land für die Armen einstehen, sondern dass die Schwachen die Risiken der Starken übernehmen, wird sich verfestigen. Wenn diese Leute heute fragen, ob das alles sein muss, müssen sie nicht an ihre Verantwortung erinnert werden. Mit Kleinstaaterei hat das nichts zu tun. Sondern mit Vernunft.

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