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Ursula Weidenfeld ist freie Publizistin. Die Ökonomin war Chefredakteurin der Zeitschrift "Impulse" sowie stellvertretende Chefredakteurin und Chefin des Wirtschaftsressorts des Tagesspiegels.

© Mike Wolff

Ein Zwischenruf zur Ehe: Stabile Partnerschaft

Familie ist da, wo Kinder sind? Nein, umgekehrt: Kinder sollten da sein, wo Familie ist

Kaum haben ein paar konservative Abgeordnete die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit herkömmlichen Eheleuten gefordert, fallen die Tabus. Es ist, als gäbe es einen Preis dafür, wer zuerst die merkwürdigste aller Institutionen zerschlagen dürfte, die Ehe. Denn klar ist: Wer die Ehe nicht mehr für besonders schutzwürdig hält, der gibt sie auf.

Besser wäre, sie alle würden sich das noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Die Ehe verdient Schutz und Förderung. Sie ist mehr als eine Gemeinschaft zur Produktion von Nachwuchs, mehr als das Aufeinandertreffen temporär gemeinsamer Interessen. Sie ist die einzige Lebensform, in der erwachsene Menschen mit hoher Verbindlichkeit dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen. In der Ehe versprechen die Partner einander, zusammenzustehen, auch wenn es einmal nicht so toll läuft. So schaffen sie die Basis für ein solidarisches Gemeinwesen, und sie entlasten es gleichzeitig – bevor der Staat zur Hilfe gerufen wird, steht das private Bündnis ein.

Ehen sind immer noch stabiler als alle anderen Formen des Zusammenlebens. Stabile Lebensverhältnisse sind ein Urbedürfnis des Menschen. Sie sind die besten Voraussetzungen, um im Beruf erfolgreich zu sein, zufrieden zu leben und alt zu werden. Kinder, die in intakten Partnerschaften groß werden, lernen besser, sie sind glücklicher, haben mehr Freunde und seltener Übergewicht.

„Familie ist da, wo Kinder sind“, schallt es fröhlich unbedarft aus den modernen Parlamentarierbüros. Zwar klingt es ein bisschen schrill, wenn man die alte Reihenfolge verteidigt, nach der die Leute erst mal heiraten sollten, bevor sie Kinder bekommen. Wenn man aber die Erkenntnisse zum guten Aufwachsen ernst nimmt, findet man das nicht mehr so schräg: Kinder sollten da sein, wo Familie ist.

Ist es richtig, homosexuellen und heterosexuellen Paaren dieselben Rechte zu geben? Wahrscheinlich ja. Homosexuelle Paare sollen dieselbe Verantwortung füreinander übernehmen können wie solche, die als Frau und Mann zusammenleben.

Es hat seinen guten Grund, warum das Grundgesetz Ehe und Familie unter seinen besonderen Schutz stellt. Die Versuchung ist offensichtlich zu groß, sie der jeweiligen politischen Konjunktur zu unterwerfen.

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