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Trotz aller Schwierigkeiten in sonniger Laune: Umweltminister Peter Altmaier.

© dpa

Energiewende: Die Sonne als Friedensstifterin

Am Wochenende wurde der "Club der Energiewendestaaten" gegründet. Erneuerbare Energien könnten in Nordafrika neue Kooperation fördern. Algerien und Marokko, traditionell verfeindet, machen den Anfang.

Erneuerbare Energien könnten für Nordafrika zu einem Segen mit überregionaler Bedeutung werden. Auch wenn die großen Erwartungen an das Wüstenstromprojekt Desertec inzwischen etwas realistischeren Einschätzungen weichen, haben fast alle nordafrikanischen Staaten erkannt, dass erneuerbare Energien für sie eine interessante wirtschaftliche Perspektive bieten. Die Ölstaaten in Nordafrika wollen den Rohstoff lieber teuer verkaufen, anstatt ihn weiter subventioniert an ihre Bürger zu verschenken – um des inneren Friedens willen wie etwa in Algerien.

Algeriens Nachbar Marokko ist schon ein paar Schritte weiter. Marokko fördert kein Öl. Das Land muss 95 Prozent seiner Energie importieren. Deshalb hat Rabat schon früh auf den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Es gibt bereits Windparks, Solarkraftwerke und große Pläne. Marokkos Energieminister Fouad Douiri hat bei der Gründung des „Clubs der Erneuerbaren Energien Staaten“ auf Einladung von Bundesumweltminister Peter Altmaier am Samstag in Berlin darauf hingewiesen, dass die erneuerbaren Energien „die regionale Integration brauchen“.

Algerien und Marokko reden seit Jahrzehnten nicht miteinander

Algerien und Marokko reden seit Jahrzehnten nicht miteinander, weil Marokko die Westsahara für einen Teil seines Landes hält, wohingegen die Afrikanische Union (AU) die Westsahara für einen eigenen Staat hält. Algerien unterstützt traditionell die Polisario, die Befreiungsbewegung der Westsahara. Deshalb ist Marokko das einzige afrikanische Land, das nicht Mitglied der AU ist. Und deshalb gibt es keine marokkanische Botschaft in Algier und keine algerische Botschaft in Rabat. Doch zumindest in der Energiepolitik haben die beiden Staaten angefangen zusammenzuarbeiten. Es gibt eine Gaspipeline von Algerien über Marokko nach Europa. Auch beim Strom kann sich Douiri eine engere Zusammenarbeit vorstellen. Die Stromnetze sind jedenfalls schon verknüpft. Und auch, wenn Douiri vor allem Strom nach Europa verkaufen will, schließt er doch einen stärkeren regionalen Stromaustausch nicht aus.

Auf diese Weise könnten die erneuerbaren Energien nach und nach zu einem Friedensstifter werden. Zumindest aber zu einem politischen Eisbrecher für die verfahrenen politischen Konflikte der Region. Gelingt eine engere regionale Zusammenarbeit beim Strom, wäre ein Anfang für eine intensivere wirtschaftliche Kooperation gemacht. Je mehr gemeinsame Interessen so entwickelt werden, desto größer sind die Chancen, auch die politischen Konflikte irgendwann zu lösen. Am Anfang von all dem stehen die erneuerbaren Energien – und ihr neuer Staatenclub, der sie ganz besonders fördern will.

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