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Meinung: Erlaubter Diebstahl

„Mehr Freiheit“ vom 16. April Der Beitrag geht an der Sache vorbei: Niemand bestreitet das Recht eines Urhebers, seine Werke zu verschenken, unentgeltlich der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

„Mehr Freiheit“ vom 16. April

Der Beitrag geht an der Sache vorbei: Niemand bestreitet das Recht eines Urhebers, seine Werke zu verschenken, unentgeltlich der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Doch davon wird er auf die Dauer kaum leben können, ein armer Schlucker oder Poet (Komponist usw.) bleiben. Wer das geistige Eigentum infrage stellt, stellt letztlich das private Eigentum grundsätzlich infrage – eine traditionell anarchistische, freibeuterische Position. (Auch der „Wert“ eines PC zum Beispiel bemisst sich schließlich nicht nach dem Wert der darin verbauten oder verbrauchten Materialien, sondern nach dem Wert der darin verkörperten geistigen Leistung. Ein wichtiger Unterschied besteht wohl lediglich darin, dass PCs ungleich komplizierter zu „kopieren“ sind als ein E-Book, eine CD oder DVD).

Nicht nur vor dem Hintergrund der längere Zeit in den Medien diskutierten Plagiatsaffären (zu Guttenberg & Co.) sind die Forderungen nach einer Abschaffung oder doch Relativierung des geistigen Eigentums absurd und gefährlich, denn sie bedeuten letztlich eine Legitimierung des Diebstahls. Es sollte nicht um die Enteignung der Kreativen gehen, sondern um den Schutz und die angemessene Vergütung ihrer Arbeit. Dass das schwieriger geworden ist, kann nicht mit einer Aufhebung des Schutzes beantwortet werden, sondern nur mit intelligenteren Schutz- und Vergütungssystemen.

Michael Kraus, Berlin-Wilmersdorf

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