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Meinung: Erträgliche Leichtigkeit

Eigentlich ist der Deutsche ja für das Schwere zuständig. Bratwurst, Bundeskanzleramt und Wagneropern zeugen davon und auch der Sport: Schumacher rast im tonnenschweren Formel-1-Boliden von Titel zu Titel, Georg Hackl rumpelt auf dem Rennrodel, und die Fußballnationalmannschaft zeigt Tugenden wie Kampf und Kraft, lässt eine kreative Spielkultur jedoch vermissen.

Eigentlich ist der Deutsche ja für das Schwere zuständig. Bratwurst, Bundeskanzleramt und Wagneropern zeugen davon und auch der Sport: Schumacher rast im tonnenschweren Formel-1-Boliden von Titel zu Titel, Georg Hackl rumpelt auf dem Rennrodel, und die Fußballnationalmannschaft zeigt Tugenden wie Kampf und Kraft, lässt eine kreative Spielkultur jedoch vermissen. Wie kommt es, dass Deutschland ausgerechnet im Skispringen glänzt, einer Sportart, die wie keine andere für Leichtes und die Schwerelosigkeit steht? Millionen Deutsche fiebern mit dem neuen Überflieger, Sven Hannawald, und dem strauchelnden Helden, Martin Schmidt. Und der besondere Reiz dabei ist das Untypische, so wie es uns einmal im Jahr ins Ferne zieht. Es ist die Sehnsucht nach dem Anderssein: Einmal etwas ganz Verrücktes tun, den Wagemut kitzeln, der irgendwo schlummern muss. Man braucht sich deshalb noch lange nicht selbst 130 Meter weit vom Schanzentisch ins Tal stürzen. Es reicht, mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne in das Skistadion zu laufen. Beim Zuschauen droht niemand abzuheben, die Bier- und Bratwursttheken holen auf den Boden der eigenen Kultur zurück. So lässt sich Fremdes gut ertragen. Spielend leicht.

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