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Meinung: Erziehung ist auch Arbeit

„Wenn die Ehe zum Verhältnis wird“ vom 25. September Danke für diesen Beitrag, denn er spricht mir als Mutter eines Kleinkindes aus dem Herzen.

„Wenn die Ehe zum Verhältnis wird“ vom 25. September

Danke für diesen Beitrag, denn er spricht mir als Mutter eines Kleinkindes aus dem Herzen. Ich hatte die Chance, drei Jahre Elternzeit zu nehmen, und ich kam mir manchmal wie eine „spießige Außerirdische“ in meinem weiblichen (!) Bekanntenkreis vor, weil ich es gewagt habe, dem Arbeitsmarkt so lange fernzubleiben und stattdessen bei meinem Kind bleiben zu wollen. Und: Die Erziehung eines Kindes ist Arbeit, die aber keiner wirklich ernst nimmt.

Die öffentliche Betreuung im Kindergarten ist notwendig und wichtig, aber sie sollte immer familienbegleitend sein und nicht, dass man als Mutter seinen Alltag nach den Kindergartenzeiten ausrichten muss und von den Erzieherinnen schräg angeschaut wird, wenn man sein Kind früher aus dem Kindergarten abholen möchte, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Dies liegt womöglich daran, dass jede Erzieherin um ihre Stelle bangen muss, wenn nicht genügend Stunden Betreuungszeit pro Kind anfallen. Ich muss mir also dann überlegen, noch eine Runde um den Block zu gehen, um ja nicht zu früh in der Kita zu erscheinen … damit mir nicht die Betreuungsstunden gekürzt und keine Erzieherkräfte eingespart werden?

Ich bin der Meinung, dass zunehmend Druck auf die Eltern ausgeübt wird, ihr Kind so schnell wie möglich abzugeben. Der Autor (Norbert Blüm) hat es sehr gut ausgedrückt, wenn er sagt, dass uns Eltern unsere Kinder nur kurze Zeit geliehen werden. Ich habe zum ersten Mal den Begriff „Fremdbetreuung“ in seiner ganzen Tiefe und Dramatik verstanden.

Anja Lehmann, Berlin

Es ist erschreckend, welchen Stellenwert die Fremdbetreuung unserer Kinder eingenommen hat. Warum hat die Erziehungsarbeit in unserer Gesellschaft nicht die gleiche Anerkennung wie Erwerbstätigkeit?

Ich jedenfalls bin gerne für meine drei Kinder zu Hause geblieben und konnte so voller Glück die ersten Schritte, Worte und die Lebensfreude der Kleinsten miterleben. Später habe ich für sie gekocht und konnte zuhören, wenn sie mittags aus der Schule kamen und erzählen wollten. Sie brauchten nicht den staatlich verordneten sozialistischen Einheitsbrei zu verdauen.

Die Familie ist die Keimzelle des

Staates!

Eva Eggert, Berlin-Tempelhof

Der Punkt ist: Die Verknüpfung von Arbeitswelt, Familienstruktur und Familienpolitik ist doch offensichtlich, was sich auch an den ministerialen Tätigkeitsfeldern von Ihnen und Frau von der Leyen ablesen lässt. Doch was schlussfolgern wir daraus? Wenn wir nach den Kulturkritikern gingen, wäre die Familie schon tausendmal gestorben. Aber das Wunderbare ist, wie in der Evolution: Sie passt sich immer wieder an. Mehr und mehr werden die Eltern als Partner angesehen, oder noch deutlicher: als die ersten Erzieher und Experten für ihre Kinder, dies steht in krassem Gegensatz zu dem immer noch verbreiteten Bild vom „Abliefern“ der Kinder in der Kita. Weshalb muss man man eigentlich angesichts zahlloser engagierter Eltern, die sich sehr wohl verantwortlich Gedanken über Kinder und ihre Erziehung machen, die Familie immer wieder totreden? Ist es etwa kein Fortschritt, wenn alternative Familienformen heute zumindest weniger diskriminiert werden als noch vor 20 Jahren? Zeugt es nicht von Verantwortungsbewusstsein, wenn die Mehrzahl der jungen Menschen heute die Erziehungsziele ihrer Eltern gutheißt und ihre eigenen Kinder selbst ähnlich erziehen würde?

Auf die Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes haben wir relativ wenig Einfluss, eher schon auf die Politik: Wie wäre es, wenn es eine Familienpolitik gäbe, die diesen Namen verdient? Die Familie wandelt sich, und die uralte Debatte darüber, ob dies ein Gewinn oder ein Verlust ist, wird im Seminar und in der Zeitung weitergeführt werden, während die allermeisten jungen Menschen nach pragmatischen Lösungen für ihre unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse suchen.

Wolfgang Dohrmann,

Berlin-Lichterfelde

Gerade diese veränderte Gesellschaft birgt für jeden Einzelnen auch neue Chancen. Beständigkeit entwickelt sich dann von allein, denn Optimales wird selten verändert, im Glücksfall bewirken Veränderungen positive Korrelationen und sind für alle gut. Aber es erfordert tatsächlich die Mühen eines jeden Einzelnen, denn diese nur von anderen zu erwarten, ist in einer schwierigen Zeit nicht genug, jeder muss schon erst mal selber bei sich anfangen. Allerdings ist ein Mindestmaß an Beständigkeit schon erforderlich, denn Entwicklungen brauchen Zeit, und diese wird leider heutzutage oftmals nicht mehr zugestanden.

Annette Theil, Berlin-Staaken

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