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EU-Gipfel: Mythos Merkules

Die Überhöhung der Kanzlerin geht weiter. In der Rolle des Bösewichts: der polnische Präsident Kaczynski.

Sie stehe, sagte Angela Merkel, vor einer „Herkulesaufgabe“. Der 27-köpfigen Brüsseler Hydra wird sie den Kopf abschlagen und die goldenen Äpfel der Hesperiden wird sie für Europa pflücken. Und nach dem EU-Gipfel kommende Woche wird Merkel wieder vom Olymp herabwinken und einen Hexameter über den rosenfingrigen Verfassungsvertrag vortragen. Der Mythos von Merkules. Die Überhöhung geht weiter, und wie schon beim G-8-Gipfel gehört dazu die passende Rollenverteilung: Die Rolle des Bösewichts übernimmt diesmal der polnische Präsident, der französische Präsident gibt wieder den Rowdy, der allen Widersachern droht, und Merkel die milde Moderatorin. Nur: Ein Ergebnis, dass alle die dringend notwendige EU-Reform „ernsthaft in Betracht ziehen“, wie die G-8-Formulierung lautete, wäre zu wenig. Merkels Aufgabe ist eindeutig: Schluss mit allen Verfassungsphantasien und dafür ein abgespecktes Vertragswerk, das die im Verfassungsvertrag festgelegten Stimmenverhältnisse übernimmt. Alles andere wäre eine Niederlage, denn alles andere würde bedeuten, dass der Augiasstall nur halb ausgemistet wäre – oder mit noch mehr Mist zugeschaufelt würde. mos

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