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Eva Högl:: „Was haben Sie damals gedacht?“

Die 43-jährige Juristin arbeitete zehn Jahre im Bundesarbeitsministerium. Jetzt ist Eva Högl Obfrau der SPD-Fraktion im NSU-Ausschuss. Ein Porträt.

Diese eine Frage stellt sie fast jedem Zeugen im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages: „Was haben Sie im November 2011 gedacht, als der NSU aufgeflogen ist?“ Dann sitzen die Verfassungsschützer, Polizisten, Politiker meist mit betretener Miene da, sprechen wahlweise von „Schock“, „Fassungslosigkeit“ oder auch mal „Bestürzung“. Eva Högl wird es ähnlich gegangen sein. Seitdem hat sie dieses Thema fest im Griff – als Obfrau ihrer Fraktion.

Dabei hatte sie jahrelang einen ganz anderen thematischen Schwerpunkt. Die 43-jährige Juristin arbeitete zehn Jahre im Bundesarbeitsministerium, unter anderem als Leiterin des Referats für „Europäische Beschäftigungs- und Sozialpolitik“. 2009 wechselte sie dann in den Bundestag – als Nachrückerin. Inzwischen ist sie direkt gewählte Abgeordnete für den Berliner Wahlkreis Mitte. Und dort ist die gebürtige Osnabrückerin mittlerweile fest verwurzelt.

Als Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Berlin hat sie sich vor allem für mehr Frauen in SPD-, aber auch in landespolitischen Führungspositionen eingesetzt. Sie mag es nicht darauf anlegen, aber dass Högl an Einfluss und Wahrnehmung in der Berliner SPD gewinnt, hängt nun auch mit dem Untersuchungssausschuss zusammen. Bei ihr, wie bei einigen anderen Ausschussmitgliedern, führt die Arbeit als parlamentarische NSU-Aufklärerin zu einem Profilierungsgewinn.

Für Högl gilt das im Speziellen. Denn der NSU-Skandal hat die Berliner Landespolitik erreicht. Innensenator Frank Henkel (CDU) steht unter Druck, weil er zwar seit März wusste, dass das Berliner Landeskriminalamt einen NSU-nahen V-Mann führte, aber weder das Berliner Abgeordnetenhaus noch den Untersuchungsausschuss darüber in Kenntnis setzte – auch nicht vertraulich. Für Högl ist diese Berliner V-Mann-Affäre ein Spagat. Als Obfrau kritisiert sie das Verhalten Henkels scharf. Sie hatte ihm ein Ultimatum zur Überlieferung der Akten gestellt und damit eine Rücktrittsforderung verbunden. In ihrem Landesverband geht man deutlich sanfter mit Henkel um. Dort sitzen die größten Verteidiger des Innensenators. Högl muss beides miteinander vereinbaren.

Schließlich geht es für sie um etwas. Sie will als Spitzenkandidatin der Berliner SPD in den Bundestagswahlkampf ziehen. Eine Entscheidung darüber fällt zwar erst im kommenden Mai. Der Grundstein dafür wird aber schon jetzt gelegt. Christian Tretbar

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